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„Das Publikum erwartet Drama“

Interview mit einem Nichts

„Das Publikum erwartet Drama“
Hallo Higgs, Sie sind jetzt so lange auf der Flucht, wollen Sie Ihr Versteckspiel nicht endlich aufgeben? Das geht noch nicht. Dürfen wir wissen warum? Das muss aber unter uns bleiben.

Dürfen wir wissen warum?

Das muss aber unter uns bleiben.

Journalistenehrenwort!

Ich habe einen Vertrag mit den Leuten in Genf. Und da steht drin, dass ich erst rauskommen darf, wenn sie mir das Okay geben.

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Ach …

Schräg, oder? Die Maschine ist so teuer geworden, da haben die mich bei unserem ersten geheimen Treffen vor einem Jahr gebeten, mich noch ein Weilchen versteckt zu halten, damit die Steuerzahler finden, dass sich all die Mühen wirklich gelohnt haben.

Immerhin wird am Forschungszentrum Cern in Genf mit einem Budget von über sieben Milliarden Euro nach Ihnen gefahndet!

Klar, da kann das Publikum ein wenig Drama erwarten.

Deshalb auch dauernd diese Pressekonferenzen, wenn die Forscher die Wahrscheinlichkeit Ihrer Existenz wieder um eine Nachkommastelle raufgeschraubt haben?

Exakt, oder wenn mal die Kühlung versagt oder ein neuer Magnet eingebaut wird. Alles um zu zeigen, dass die Investition wirklich notwendig war und nicht nur eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für ein paar hundert Physiker.

Was ist denn normalerweise Ihr Job?

Man könnte sagen, dass ich wie ein Speckröllchen an den anderen Elementarteilchen dran hänge und ihnen ihre Masse gebe.

Und was bekommen Sie dafür, dass Sie sich noch in der Deckung halten?

Nur Kost und Logis und die Vermarktungsrechte nach der offiziellen „Entdeckung“.

Wie bitte?

Merchandising halt. Higgs-Figuren, T-Shirts, Kaffeebecher, Buchverträge, und ich darf mir aussuchen, in welchen TV-Shows ich auftreten will.

Sie schlachten Ihre Publicity ganz schön aus.

So eine Gelegenheit bekommt man ja auch nur einmal im Leben. Aber es ist auch echt ein Knochenjob, sich den ganzen Tag vom Teilchenbeschleuniger rumschubsen zu lassen. Rasen Sie mal mit nahezu Lichtgeschwindigkeit in ein Hindernis!

Nutzt es Ihrem Ansehen, dass man Sie auch als das „Teilchen Gottes“ bezeichnet?

Dafür kann ich ja nichts. Das ist wieder so ein Marketing-Ding. Ursprünglich haben mich die Physiker ja „gottverdammtes Teilchen“ geschimpft. Aber „Gottes-Teilchen“ erschien ihnen dann doch irgendwie leichter zu verkaufen.

Ein großer Name für ein so kleines Ding, das bislang nur in der Theorie existiert. Was passiert denn mit der riesigen Maschine in der Schweiz, wenn Sie schließlich offiziell entdeckt wurden?

Dann suchen sie sicher weiter nach ein paar Verwandten von mir, die sich noch besser verstecken können. Aber ich denke, die Physiker sind mit mir schon recht zufrieden. Ich passe in ihre Modelle, sie müssen sich keine neuen mehr ausdenken und auch keine neuen Beschleuniger mehr bauen. Den alten widmen sie vielleicht zur Champignon-Zucht um.

Und wenn Sie den Mess-Apparaturen doch entwischen, oder wenn Sie am Ende doch gar nicht existieren?

Das ist ja nun wirklich nicht mein Problem, oder?

GESPRÄCH: HANNO CHARISIUS

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