Negative Emotionen verschwimmen, positive sind klar
Die Auswertungen ergaben, dass die depressiv veranlagten Probanden zum selben Zeitpunkt häufig mehrere Emotionen notierten und ihnen eine ähnliche Intensität zuordneten. So empfanden viele beispielsweise Wut und Schuldgefühle gleichzeitig und gleich stark. Bei den gesunden Studienteilnehmern gab es dagegen deutlich häufiger nur eine Antwort zum aktuellen emotionalen Zustand. Der Interpretation der Forscher zufolge ist die Ursache für diesen Unterschied, dass die depressiven Probanden offenbar nicht genau definieren konnten, was sie fühlten. Bei den positiven Gefühlen schien das dagegen nicht der Fall gewesen zu sein. Diese Emotionen ordneten die depressiven und gesunden Probanden gleichermaßen präzise zu.
„Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass es für das geistige Wohlbefinden günstig ist, sich eindeutig darüber im Klaren zu sein, welche negativen Emotionen man empfindet“, resümiert Demiralp. Ein unbestimmter Eindruck, sich schlecht zu fühlen, hilft nicht bei der Suche nach der Wurzel des Übels. ?Ist dagegen klar, dass Wut, Scham oder Schuldgefühle einen Menschen bedrücken, können die Ursachen eher bekämpft werden?, sagt der Psychologe. Diesem Aspekt der „emotionalen Intelligenz“ und damit verbundenen Defiziten wollen die Forscher nun in weiteren Untersuchungen nachgehen.