Um diese Frage zu klären, untersuchten Elizabeth Gould und ihre Kollegen diese Gehirnregion bei erwachsenen Ratten, die während ihrer ersten beiden Lebenswochen täglich längere Zeit von ihren Müttern getrennt worden waren. Tatsächlich zeigten sich deutliche Veränderungen: Im Hippocampus der gestressten Ratten bildeten sich deutlich weniger neue Nervenzellen als in dem normal aufgezogener Artgenossen.
Diese verminderte Nerven-Neubildung ist eine typische Stressreaktion, entdeckten die Forscher bei weiteren Versuchen. Sie setzt normalerweise jedoch nur dann ein, wenn eine gefährliche Situation akuten Stress und damit einen starken Anstieg der Stresshormone im Blut auslöst. Bei den als Kind gestressten Ratten dagegen reichte schon die auch ohne Stress ständig vorhandene geringe Menge an Stresshormonen aus, diese Reaktion auszulösen. Offenbar reagierten die Nervenzellen übersensibel auf die Stresshormone: Wurde die Hormonmenge nämlich künstlich erniedrigt, stoppte die Stressreaktion und es bildeten sich genauso viele neue Nervenzellen wie bei den Vergleichsratten.
Diese verringerte Menge neuer Nerven erkläre auch die beobachteten Verhaltensänderungen, schreiben die Forscher. Sie vermuten, dass auch beim Menschen Stress in der Kindheit ähnliche Auswirkungen haben könnte. So zeigten beispielsweise Frauen, die als Kind missbraucht wurden, häufig einen verkleinerten Hippocampus. Dies könne durchaus auf eine Verminderung der Nervenzellbildung zurückzuführen sein.