Bei ihrer Studie entdeckten die Forscher um Sur nun jedoch, dass dieser Mechanismus nicht alle bei einer allergischen Reaktion auftretenden Phänomene erklärt. So fanden die Wissenschaftler in den Lungen ihrer Testmäuse bereits wenige Minuten nach dem Kontakt mit dem Pollen freie Radikale, die nicht von den Zellen der Tiere produziert wurden. Die Pollenkörner müssen demnach selbst mit allem ausgestattet sein, was für die Radikalbildung benötigt wird, schlossen die Forscher. Tatsächlich enthielten 39 von 40 untersuchten Pollenarten ein Enzym namens NADPH-Oxidase, das aggressive Sauerstoffverbindungen herstellen kann.
Weitere Untersuchungen bestätigten, dass erst die Kombination beider Mechanismen die voll ausgebildete allergische Reaktion auslöst: Kamen die Mäuse nur mit den Oberflächenproteinen oder nur mit dem radikalproduzierenden Enzym in Kontakt, zeigten sie nur sehr schwache Symptome einer Allergie. Verabreichten die Forscher den Tieren jedoch das Enzym zusammen mit dem Oberflächeneiweiß, war die Reaktion genauso stark wie bei Kontakt mit dem echten Pollenkorn. Die Wissenschaftler hoffen nun, auf der Basis ihrer Entdeckung eine effektivere Therapie gegen Allergien entwickeln zu können.
Sanjiv Sur (Universität von Texas, Galveston) et al.: Science, Online-Dienst