In Asien, vor allem in Japan, sind derartige Pilzvergiftungen hingegen bereits seit den 1950er Jahren bekannt. Sie werden einem Täubling namens Russula subnigricans zugeschrieben, der häufig mit essbaren, sehr ähnlichen Täublingsvarianten verwechselt wird. Vor allem aufgrund dieser Verwechslung konnte der verantwortliche Giftstoff trotz der hohen Giftigkeit von R. subnigricans bisher nicht identifiziert werden. Matsuura und seinem Team gelang die Charakterisierung nun, weil sie gezielt Pilze aus der Region Kyoto untersuchten, in der die Vergiftungen am häufigsten auftraten. Verantwortlich für die Symptome ist demnach ein kleines Molekül aus lediglich vier Kohlenstoff-, zwei Sauerstoff- und vier Wasserstoffatomen. Drei der Kohlenstoffatome sind dabei zu einem Ring verknüpft, der eine Doppelbindung enthält und an den wiederum eine Säuregruppe gekoppelt ist.
In Mäusen erwies sich die aufgereinigte Substanz bereits in relativ geringen Mengen als tödlich. Da R. subnigricans zudem recht große Mengen des Giftstoffs enthalte, könnten beim Menschen schon zwei bis drei Pilze zum Tod führen ? vorausgesetzt, die Wirkung der Substanz gleicht der bei Mäusen, erläutern die Forscher. Sie halten es für wahrscheinlich, dass auch die Grünlingsvergiftungen auf das Konto der ringförmigen Verbindung gehen. Zudem gebe es aus Tierversuchen Hinweise, dass auch andere beliebte Pilzarten die ungewöhnliche Muskelschwäche auslösen könnten und daher möglicherweise ebenfalls die giftige Säure enthalten.