Daher entschieden sich die Ärzte im oben beschriebenen Fall für ein neues bildgebendes Verfahren, um den Schaden im Gehirn besser bewerten zu können: das sogenannte High Definition Fiber Tracking, kurz HDFT. Diese innovative Technik verbindet einen herkömmlichen MRT-Scan mit von einem Computer rekonstruierten dreidimensionalen Fasern. Diese ragen wie bunte Gewächse aus dem schwarzweißen MRT-Scan hervor. Bei dem 53-jährigen Patienten half HDFT nicht nur dabei, den genauen Ort des Kavernoms ausfindig zu machen, sondern auch, die beste operative Route zu wählen, bei der wichtige Nervenverbindungen nicht verletzt wurden.
In anderen Fällen können Chirurgen mithilfe des HDTF auch vorhersagen, welche Probleme bei einer Gehirnverletzung auftreten können. Selbst langfristige Prognosen, zum Beispiel über das Verschwinden einer durch eine Schädigung entstandene Lähmung, ließen sich erfolgreich machen. Im Versuch wurden 36 kranke Probanden einem HDTF-Scan unterzogen, und die vom Computer berechneten Gefäßkonstruktionen des bildgebenden Verfahrens später bei der Operation mit den echten Leitungsbahnen verglichen. Die Erwartungen der beteiligten Forscher wurden komplett erfüllt; die Abbildung des Scans stimmte mit der Wirklichkeit überein. Gleichzeitig bestätigten sich die Vorzüge des HDTF-Verfahrens auch bei der Sektion von zwanzig menschlichen Gehirnen.
Mit der neuen Methode könne man sich statt an Vermutungen an den HDFT-Bildern orientieren, erläutert Robert Friedlander, Professor für Neurochirurgie und Co-Autor der Studie. Denn die HDFT-Technologie gibt den Ärzten die Gelegenheit, fundierte Entscheidungen über die Operation zu treffen.
Noch fehlen weitere Studien, um die Vor- und Nachteile des HDTF-Verfahrens ausführlicher zu dokumentieren. Außerdem dauert ein Scan momentan noch etwa 45 Minuten ? zu lang, so die Forscher, um in der klinischen Praxis Anwendung zu finden. Doch die Wissenschaftler sind zuversichtlich, dass HDTF Zukunft hat. ?Obwohl wir noch daran arbeiten müssen, die Methode zu optimieren, hat HDFT ein großes Potenzial als Werkzeug für Neurochirurgen, Neurologen und Rehabilitationsexperten?, sagt Friedlander. ?Die Technologie wird besser und besser, und ich kann von dem, was wir in ein oder zwei Jahren leisten können, nur träumen.?