Die Königinnen der Blattschneiderameisen müssen einen hohen Preis für eigenen Nachwuchs bezahlen: Das Sperma, das sie für die Befruchtung ihrer Eier lebenslang in ihrem Körper aufbewahren, schwächt auf Dauer ihr Immunsystem. Je mehr Spermien eine Königin dabei aufgenommen und mit je mehr Männchen sie sich gepaart hat, desto höher ist ihr Risiko, an einer Krankheit zu sterben. Aus diesem Grund gibt es auch eine obere Grenze für die Anzahl der Spermien, die jede Königin aufbewahren kann.
Die Ameisenkönigin erhält bei ihrem Hochzeitsflug von mehreren Männchen Spermien, die sie ihr ganzes Leben in einem Speicherorgan in sich trägt und mit denen sie ihre Eier befruchtet. Nach dem Hochzeitsflug gräbt sie ein Erdloch und legt Eier darin ab. Dabei hat sie vermehrt Kontakt mit Krankheitserregern aus dem Boden. Nur jede zwanzigste Königin überlebt diese kritische Phase der Koloniegründung, und drei von vier Königinnen sterben dabei an Krankheiten. Ein starkes Immunsystem ist bei der Staatenbildung deshalb für eine Königin lebenswichtig.
Aus diesem Grund fahren die Königinnen kurz nach dem Nestbau ihre Körperabwehr stark hoch. Das gilt jedoch nicht für Tiere, die mehr Spermien aufgenommen hatten als der Durchschnitt, konnten Boris Baer und seine Kollegen nun zeigen: Je mehr Spermien eine Königin speichert, desto geringer fällt ihre Immunreaktion nach dem Nestbau aus ? und desto anfälliger ist sie für Krankheiten. Die Wissenschaftler nehmen an, dass die Lagerung vieler Spermien Stoffwechselenergie erfordert und dass dadurch für die Immunabwehr weniger Energie zur Verfügung steht. Ihrer Ansicht nach ist das auch der Faktor, der die Menge des Spermienvorrats begrenzt.
Auch Königinnen, die sich mit mehreren Männchen paaren, zeigen diese verminderte Immunantwort, selbst wenn sie genauso viele Spermien speichern wie Artgenossinnen, die sich mit weniger Partnern vergnügen, so die Forscher. Sie vermuten daher, dass die längere Flugdauer, die für die Paarung mit verschiedenen Männchen nötig ist, ebenfalls Energie kostet. In diesem Fall stehen ebenfalls weniger Ressourcen für die Körperabwehr zur Verfügung.
Boris Baer (Universität Kopenhagen) et al.: Nature, Bd. 441, S. 872 wissenschaft.de ? Beate Förster