Teleologische Ansätze (vom griechischen „telos“, Ziel, Zweck) nehmen dagegen an, daß es zielgerichtete Kräfte oder Gesetze gibt. Man kann zwei Arten von Zielgerichtetheit unterscheiden: eine von außen vorgegebene und eine der Materie selbst innewohnende. Die erste Art geht von einer planenden Instanz aus, einem kosmischen Drahtzieher, der die Ereignisse steuert. Er könnte beispielsweise aus den Abermilliarden von Möglichkeiten der komplexen Moleküle bewußt die wenigen ausgewählt haben, die für die ersten Organismen unerläßlich waren. Die Entstehung des Lebens wäre dann nicht auf eine Laune der Natur, sondern auf einen „göttlichen“ Funken oder ein kosmisches Drehbuch zurückzuführen.
Die andere teleologische Variante nimmt an, daß die Materie von selbst bestrebt ist, ein bestimmtes Entwicklungsziel zu erreichen. Der griechische Philosoph Aristoteles hat dieses Prinzip vor 2300 Jahren als Entelechie bezeichnet (griechisch für „was sein Ziel in sich trägt“) und als ein Wesensmerkmal des Lebens postuliert. Bis heute berufen sich Vitalisten auf eine mysteriöse Lebenskraft, die sich physikalisch-chemisch prinzipiell nicht erfassen lassen soll.
Der Philosoph Prof. Bernd Olaf Küppers von der Universität Jena weist beide Ansätze daher als unwissenschaftlich zurück: „Die Zufallshypothese ist grundsätzlich unbeweisbar, der teleologische Ansatz ist grundsätzlich unwiderlegbar.“
Die Evolution des Lebens auf der Erde dürfte so, wie sie konkret verlaufen ist, einmalig sein und durch unzählige Zufällen bedingt gewesen sein. Aber daraus folgt nicht, daß es keine anderen und sogar ähnlichen Entwicklungen anderswo im Universum gegeben hat und noch geben wird.
Prof. Norman R. Pace von der University of California in Berkeley betont daher einen ganz anderen Gesichtspunkt: „Es geht vielleicht gar nicht darum, wie wahrscheinlich die Entstehung des Lebens ist, sondern wie wahrscheinlich es ist, daß Leben, das einmal entstanden ist, überlebt und seinen Planeten zu dominieren beginnt.“