In keinem dieser Fälle gaben die über 70jährigen Testpersonen ihren Leistungsstand richtig an. Einerseits trauten sie sich zu viel zu, so bei visuellen Aufgaben und dem pantomimischen Werkzeuggebrauch. Andererseits unterschätzten sie ihre Aufmerksamkeit deutlich. Die Unterschiede zwischen ihrer eigenen Erwartung und dem tatsächlichen Vermögen registrierten die Testpersonen aber gar nicht: Sie glaubten, sich korrekt eingeschätzt zu haben. In anderen Bereichen, wenn es um die Erinnerung, Stimmung, Sehkraft oder die Benennung von Dingen ging, stimmten die vermuteten und gezeigten Fähigkeiten überein.
Problematisch sei, so Anna Barrett, dass bei fehlendem Bewusstsein für ihre nachlassenden geistigen Kräfte die Menschen selbst keine Gegenmaßnahmen ergreifen könnten. Eventuell werde hier die Tendenz des Gehirns sichtbar, Fähigkeiten auf bestimmte Dinge zu konzentrieren. Möglicherweise sei bei jüngeren Menschen das Verhältnis zwischen der eigenen Wahrnehmung und ihrer tatsächlichen Leistung ebenfalls trügerisch. Eine ähnliche Studie plant sie nun mit Alzheimer-Patienten.
Bettina Hellenkamp