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Die Aids-Gefahr ist nicht gebannt

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Die Aids-Gefahr ist nicht gebannt
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Weltweit sind rund 42 Millionen Menschen mit dem HIV-Erreger infiziert. Und Tag für Tag stecken sich etwa 14 000 Menschen neu an. Trotz aller Aufklärung ist auch in Deutschland das Risiko nicht merklich gesunken. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in Berlin haben sich in den vergangenen Jahren kaum weniger Menschen mit dem Human Immunodeficiency Virus (HIV) infiziert als Mitte der neunziger Jahre.

„Noch vor zehn Jahren betrachteten 60 Prozent der Deutschen Aids als eine der gefährlichsten Krankheiten, heute sehen das nur noch 31 Prozent so“, sagt Elisabeth Pott, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Dieses Verdrängen kann nach wie vor tödlich sein. Denn Aids kann noch immer nicht geheilt werden – allen euphorischen Versprechungen der vergangenen 20 Jahre zum Trotz. Allenfalls die Zeit bis zum Ausbruch der Krankheit können Medikamente inzwischen verlängern.

Bisher werden HIV-positive Menschen mit der so genannten Kombinationstherapie behandelt. Dabei greifen verschiedene Wirkstoffe zwei Schwachstellen des HI-Virus an: ein Enzym namens Reverse Transkriptase, das das Virus braucht, um sich zu vermehren und ein anderes Enzym, die Protease, das die Virushülle zuschneidet. Ohne diese Hülle ist das Virus nicht vollständig und kann sich nicht weiter ausbreiten.

Eine große Schwierigkeit dieser Aids-Therapie ist, dass die Reverse Transkriptase ungenau arbeitet und das Virus bei der Vermehrung so seine Eigenschaften schnell verändert. Das führt dazu, dass manche Viren resistent gegen Medikamente werden. Da täglich im Körper eines Infizierten Millionen neuer Viren entstehen, sind immer wieder einige dabei, denen das eingesetzte Medikament nichts anhaben kann. Heute werden mehrere Wirkstoffe gleichzeitig verabreicht, da es unwahrscheinlicher ist, dass ein einzelnes Virus gegen verschiedene Stoffe resistent wird als gegen einen. Ziel der Kombinationstherapie ist es, die Zahl der Viren in einem Patienten möglichst drastisch zu senken. Denn je weniger Erreger vorhanden sind, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Virus resistent wird.

Die Kombinationstherapie, bei denen die Patienten sehr regelmäßig eine oder mehrere Tabletten schlucken müssen, kann jedoch nur zeitlich begrenzt eingesetzt werden, da die Nebenwirkungen mit zunehmender Therapiedauer immer gravierender werden. Die Medikamente können zu Entzündungen der Netzhaut, erhöhtem Fettgehalt im Blut und Fettverteilungsstörungen führen. Sie können den Ausbruch der Krankheit daher nur verzögern. Heilen können sie sie nicht.

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Den entscheidenden Stoß kann den Erregern nur das Immunsystem versetzen. Daher suchen Wissenschaftler in der ganzen Welt nach Möglichkeiten, die Immunabwehr bei dieser schweren Aufgabe zu unterstützen. Bisher sind diese Ansätze jedoch noch weit von der Marktreife entfernt.

Am meisten Erfolg verspreche dabei die so genannte therapeutische Impfung, meint der Aids-Spezialist Bernd Salzberger vom Klinikum der Universität Regensburg. Diese therapeutischen Impfstoffe enthalten Genmaterial des HI-Virus und sollen das Immunsystem von infizierten Patienten so mobilisieren, dass es die Zahl der HI-Viren dauerhaft niedrig halten kann. Zwar verbleiben immer noch einige Viren im Körper des HIV-Infizierten, doch ihre Zahl ist so gering, dass die Krankheit nicht ausbrechen kann. Eine prophylaktische Impfung im herkömmlichen Sinn, wie sie Kindern oder Erwachsenen gegen viele andere Krankheiten gegeben wird, kann erst der nächste Schritt der Entwicklung sein.

Verschiedene therapeutische Impfstoffe werden zurzeit unter anderem an den Universitätskliniken in Hamburg und München getestet. Sollten diese Tests erfolgreich sein, würde einer Zulassung der Medikamente nichts mehr im Weg stehen. Bis es soweit ist, werden noch viele Jahre vergehen. „Ich wäre froh, wenn eine solche Impfung in zehn Jahren auf dem Markt wäre“, dämpft Salzberger verfrühte Erwartungen.

Dennoch ist fraglich, ob es jemals Medikamente geben wird, mit denen sich das HI-Virus dauerhaft in Schach halten und die Krankheit besiegen lässt. Das Chamäleon unter den Viren könnte immer wieder neue Möglichkeiten finden, dem Immunsystem und seinen Helfern zu entkommen.

bdw/ddp Heidi Scharvogel
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