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Die Blütenfarbe Blau im Rampenlicht

Blütenpflanzen

Die Blütenfarbe Blau im Rampenlicht
Das Leberblümchen ist ein Beispiel für die vergleichsweise wenigen Blütenpflanzen, die wir als blau wahrnehmen. (Foto: Anke Jentsch)

Im Garten, Balkonkasten und im Blumenstrauß sind sie häufig vertreten – denn für blaue Blüten hat der Mensch eine ausgesprochene Vorliebe. Doch wie Forscher nun verdeutlichen, ist diese Farbe bei Wildpflanzen eigentlich vergleichsweise selten. Warum das so ist, hat ihnen zufolge vermutlich mit dem hohen Aufwand bei der Herstellung blauer Farbstoffe zu tun, aber auch damit, dass wir im Gegensatz zu Bestäuberinsekten eine eingeschränkte Farbwahrnehmung besitzen.

Die Farbe Blau hat für den Menschen eine besondere Bedeutung, verdeutlicht das internationale Forscherteam im Rahmen der Studie zunächst anhand vieler Beispiele. Weltweit steht sie demnach an der Spitze der Lieblingsfarben und spielt seit Jahrtausenden eine wichtige Rolle in Kunst und Kultur. Die Blütenfarbe Blau hat deshalb auch eine große Bedeutung bei den Zierpflanzen – so gilt sie etwa als ein Sinnbild der Treue und Romantik. Vor diesem Hintergrund haben die Wissenschaftler nun den blauen Blumen eine Studie gewidmet. Dazu haben sie eine Vielzahl von Erkenntnissen zur Farbe Blau in der Welt der Blütenpflanzen zusammengetragen und zueinander in Beziehung gesetzt.

Uns blau erscheinende Blüten sind eher selten

Durch die starke Präsenz unter den Zierpflanzen und möglicherweise durch unsere spezielle Aufmerksamkeit für Veilchen, Leberblümchen und Co kann der Eindruck entstehen, dass Blau eine besonders häufige Blütenfarbe ist. Doch wie die Recherche der Wissenschaftler in den weltweit größten Datenbanken pflanzlicher Eigenschaften verdeutlicht, ist das nicht der Fall: Nur die Blüten von etwa sieben Prozent der Blütenpflanzen erscheinen dem Menschen blau. Dabei gilt es allerdings erst einmal zu klären, was diese Farbzuordnung eigentlich bedeutet: Was wir als „blau“ bezeichnen, ist unser Eindruck von kurzwelligen Frequenzbereichen im Rahmen der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit.

Wie die Forscher betonen, bringen Pflanzen ihre Blütenfarben nicht etwa hervor, um uns anzusprechen. Sie sollen hingegen die Aufmerksamkeit von Tieren erregen, die für eine Pollenübertragung und damit für die Samenbildung sorgen. Es ist bekannt, dass Bestäuber wie Insekten oder spezielle Vogel- und Fledermausarten für andere Farbspektren empfänglich sind als der Mensch – das gilt auch für die blauen Bereiche. „Es ist davon auszugehen, dass die Farbwahrnehmung der bestäubenden Organismen im Verlauf der Evolution die Herausbildung von Blütenfarben wesentlich beeinflusst hat. Deshalb ist bei dem Thema die Frage wichtig, wie die Blüten von ihren jeweiligen Bestäubern wahrgenommen werden und welche Interaktionen dadurch ausgelöst werden“, sagt Co-Autorin Anke Jentsch von der Universität Bayreuth.

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Wie die Forscher erklären, enthält das menschliche Auge neben den Photorezeptoren für rotes und grünes Licht zwar ebenfalls einen Rezeptor für die kurzwelligen, blauen Frequenzen. Doch das Spektrum der Wahrnehmungsfähigkeit in diesem Bereich ist eingeschränkt. Bienen können beispielsweise viel mehr bläuliche Frequenzen wahrnehmen – dies schließt auch Farbmuster im ultravioletten Bereich mit ein. Dadurch nehmen die Insekten viel mehr Blüten als „blau“ wahr als wir. „Bienen sehen die Farbenpracht der Blütenpflanzen ganz anders als andere Bestäubergruppen oder als wir Menschen. Sie werden dabei von Blüten, die im kurzwelligen Frequenzbereich erstrahlen, durchaus besonders stark angezogen“, sagt Jentsch.

Blaue Farbstoffe sind „teuer“

Diese Anziehungskraft der Farben aus dem blauen Farbspektrum wirft allerdings die Frage auf, weshalb nur vergleichsweise wenige Pflanzenarten Blautöne im für uns erkennbaren Bereich besitzen. Wie die Forscher erklären, hat dies vermutlich mit der vergleichsweise aufwendigen Produktion der Blütenfarbstoffe zu tun, die wir als blau wahrnehmen. An dem dafür erforderlichen chemischen Prozess sind demnach sechs verschiedene farbgebende Substanzen sowie sechs korrespondierende Moleküle beteiligt, die zusammen mit Metallionen spezielle Ringstrukturen bilden. Offenbar leisten sich nur vergleichsweise wenige Pflanzenarten den Aufwand für die Herstellung dieser aufwendigen Blau-Farbstoffe.

Wie die Forscher erklären, scheint sich dies nur zu lohnen, wenn sich die Gewächse in einem harten Wettbewerb um Bestäuber durchsetzen müssen. Durch die „teuren Blautöne“ fallen sie ihnen offenbar noch etwas intensiver ins Auge. Deshalb sind uns blau erscheinende Blüten häufig in besonders artenreichen Wiesen zu finden – vor allem in den Bergen, erklären die Wissenschaftler. Denn in den Höhenlagen gibt es durch die eher ungünstigen Lebensbedingungen auch nur wenige Bestäuberinsekten. Dort stellen blaue Blüten somit ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal dar: In der Konkurrenz mit anderen Arten in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft sind sie besonders auffällig, sodass Bestäuber auch aus größerer Entfernung angelockt werden.

Wie die Forscher abschließend betonen, hat dieser Hintergrund auch mit einer speziellen Bedrohung blau blühender Wildpflanzen zu tun: Die Intensivierung der Landwirtschaft und weitere menschliche Eingriffe können den ohnehin niedrigen Anteil blauer Blütenpflanzen weiter verringern. „Es gibt zahlreiche Indizien dafür, dass die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen, der Einsatz von Kunstdünger, häufiges Mähen und eine intensive Weidewirtschaft zulasten artenreicher Vegetationen geht. Somit besteht die Gefahr, dass auch besonders die blauen Blumen aus dem Landschaftsbild verschwinden“, sagt Co-Autorin Justyna Giejsztowt von der Universität Bayreuth.

Quelle: Universität Bayreuth, Fachartikel: Frontiers in Plant Science, doi: 10.3389/fpls.2020.618203

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