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Die fantastische Reise der Königslibelle

Erde|Umwelt

Die fantastische Reise der Königslibelle
Königslibelle
Amerikanische Königslibele (Anax junius) (Foto: Ralph Curtin/ iStock)

Zugvögel sind nicht die einzigen, die im Laufe ihres Lebens geradezu fantastische Entfernungen zurücklegen. Auch einige Insekten sind Langstreckenflieger – darunter auch die amerikanische Königslibelle (Anax junius), wie nun eine Studie enthüllt. Demnach legen diese nur rund sieben Zentimeter langen Insekten im Laufe ihres Lebens im Schnitt rund 600 Kilometer zurück. Einige Exemplare fliegen sogar bis zu 2500 Kilometer weit. In jedem Jahr verbringen gleich zwei ganze Generationen dieser Libellen fast ihr gesamtes Leben auf Wanderung. Nur die dritte, im Winterquartier geborene Generation bleibt am Ort.

Die Langstrecken-Züge von Vögeln und vielen Insekten gehören zu den großen Wundern der Natur. Denn die Tiere legen auf ihren Flügen teilweise enorme Strecken zurück und durchqueren ganze Kontinente. „Die vielleicht bekanntesten Insekten-Migrationen sind die mehrere Generationen umfassenden Flüge der Monarchfalter (Danaus plexippus) im Osten Nordamerikas und der Distelfalter (Vanessa cardui) in Europa“, sagen Michael Hallworth vom Smithsonian Conservation Biology Institute in Washington DC. Und seine Kollegen. Die Distelfalter fliegen im Winter bis nach Afrika, die Monarchfalter bis in den Süden der USA. Doch von den meisten anderen Insekten ist kaum etwas über ihr Wanderungsverhalten bekannt. Zum einen sind sie oft nur wenig erforscht, zum anderen erschweren die generationsübergreifenden Migrationen dieser Tiere die genaue Zuordnung. „Wir wissen, dass viele Insekten wandern, aber nur von wenigen besitzen wir Daten über ihren kompletten Lebenszyklus“, erklärt Co-Autor Colin Studds von der University of Maryland.

Zwei Generationen wandern, eine ist sesshaft

Jetzt jedoch haben Hallworth und sein Team das Geheimnis eines weiteren Wanderinsekts aufgeklärt – der Amerikanischen Königslibelle. Diese rund sieben Zentimeter großen Libellen sind in ganz Nordamerika verbreitet und an ihrem grün-bläulich schillernden Körper erkennbar. Normalerweise leben diese Insekten wie für Libellen typischen an Teichen und anderen Gewässern, während ihrer Wanderungen jedoch bilden sie ganze Schwärme, die dann sogar schon über Bohrinseln im Golf von Mexiko beobachtet wurden. Um herauszufinden, wie die Migration dieser Libellen abläuft und wie weit die einzelnen Tiere dabei fliegen, haben Hallworth und sein Team Langzeit-Beobachtungen von Bürgerwissenschaftlern mit modernsten Isotopenmessungen kombiniert. Dafür analysierten sie die Zusammensetzung der Wasserstoffisotope im Körper von 852 Libellen, die im Laufe der letzten 140 Jahre in ganz Nordamerika gefangen und teilweise in Museen konserviert worden waren.

Erstmals gelang es den Forscher so, das Zugverhalten der Königslibelle aufzuklären. „Das ist die erste Libelle der westlichen Hemisphäre, für die das gelungen ist“, sagt Studds. „Wir haben damit das erste Stück eines großen Rätsels gelöst.“ Die Auswertungen ergaben: Im Jahreszyklus der Königslibelle gibt es zwei wandernde und eine sesshafte Generation. Die erste Generation wird im Frühjahr im Süden der USA geboren und fliegt im Laufe ihres Lebens im Schnitt 660 Kilometer nordwärts. Einige Exemplare dieser Libellen legten sogar bis zu 2500 Kilometer bei dieser Wanderung zurück. Im Sommerquartier angekommen, legen diese Libellen nur noch Eier ab und sterben. Den Staffelstab übernimmt dann die folgende Generation. Sie wird im Sommer im Norden geboren und auch ihre Lebensaufgabe ist der Langstreckenzug. Denn diese Libellen fliegen nun bis zum Herbst wieder zurück in den Süden, wo auch sie Eier legen und sterben. Aus den Eiern schlüpft dann die dritte, sesshafte Generation, die im Süden bleibt und dort überwintert.

Unter dem Einfluss des Klimawandels

Aus ihren Daten konnten die Wissenschaftler auch ablesen, woher die Libellen wissen, ob sie wandern oder vor Ort bleiben sollen. Demnach löst eine Tagesmitteltemperatur von rund neun Grad den Wanderungstrieb der Insekten aus. „Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass die Temperatur ein Schlüsselfaktor für das Verhalten der Libellen ist“, so die Forscher. Das aber bedeute auch, dass dieses über Jahrtausende und vielleicht sogar Jahrmillionen etablierte Verhalten nun unter den Einfluss des Klimawandels gerät. „Der Klimawandel ist eine Bedrohung für alle wandernden Tiere und die Königslibelle könnte eines davon sein“, sagt Hallworth. „Wir können jetzt schon beobachten, dass Königslibellen früher nach Norden ziehen und im Herbst länger dort bleiben – das verändert ihre ganze Biologie und Lebensgeschichte.“

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Quelle: Michael Hallworth (Smithsonian Conservation Biology Institute, Washington DC) et al., Royal Society Biology Letters, doi: 10.1098/rsbl.2018.0741

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