Nun analysierten die Forscher die mitochondriale DNA von fünf weiteren sibirischen Wollmammuts. Diese DNA befindet sich in den Mitochondrien, den Kraftwerken der Zelle, und wird unverändert von der Mutter zur Tochter weitergegeben. Die Wissenschaftler verglichen die Ergebnisse mit dem Erbgut von 13 weiteren Mammuts, deren mitochondriale DNA ebenfalls kürzlich untersucht worden war.
Gilbert und seine Kollegen stellten fest, dass in Sibirien zwei Stämme von Mammuts lebten, deren Wege sich vor ein bis zwei Millionen Jahren trennten. Die erste Gruppe bevölkerte ein relativ großes Gebiet, das sich über 6.000 Kilometer in west-östlicher Richtung vom Uralgebirge bis zur Beringstraße erstreckte. Der Aufenthaltsraum der zweiten Gruppe war wesentlich kleiner, er war auf das Gebiet zwischen den Flüssen Lena und Kolyma im Osten der Landmasse beschränkt.
Die Forscher stellten auch fest, dass die Mammuts vom zweiten Stamm bis zu 30.000 Jahre früher von der Bildfläche verschwanden als ihre Verwandten: Radiokarbondatierungen zufolge lebten die jüngsten Vertreter der zweiten Gruppe vor 30.000 bis 40.000 Jahren, während die erste Gruppe bis vor etwa 10.000 Jahren überlebte. Da Gilbert und seine Kollegen im Erbgut der ersten Gruppe keine funktionalen Unterschiede feststellen konnten, vermuten sie, dass die zweite Gruppe nicht durch schlechtere Anpassung, sondern eher durch einen Zufall ausstarb: Da sie auf eine kleinere geografische Region beschränkt war, könnten ungünstige Umweltbedingungen in dieser Gegend das Ende der gesamten Gruppe bedeutet haben.
Wieso sich die zwei Mammutlinien so früh in ihrer Geschichte trennten, ist den Forschern unklar. Die beiden Populationen könnten sich zum Beispiel zunächst getrennt voneinander entwickelt haben, zum Beispiel in Alaska und Sibirien, um sich dann später wieder zu vermischen. Es könnte sich aber auch um einen sogenannten Polymorphismus handeln, der sich ohne geografische Barrieren bildete. Ähnlich wie es Menschen mit unterschiedlichen Blutgruppen oder schwarze und gefleckte Jaguare gibt, könnte es auch bei den Mammuts verschiedene Varianten gegeben haben. Welche Hypothese richtig ist, können erst weitere Gentests zeigen, schreiben die Forscher.