Bereits seit längerer Zeit stehen jedoch epigenetische Veränderungen im Verdacht, die Rolle des Mittlers zwischen Umwelt und Genen zu spielen. Solche Modifikationen, zu denen an der Erbsubstanz angebrachte Schaltergruppen und Veränderungen bestimmter Eiweiße im Zellkern gehören, regulieren nämlich die Aktivität verschiedener Erbgutabschnitte und könnten daher auch das äußere Erscheinungsbild eines Menschen beeinflussen. Um diese These zu testen, analysierten die Forscher um Fraga das Erbgut der Zwillingspaare und verglichen, wie viele Schalter sich an der DNA jedes Zwillings befanden und wie stark die zentralen Eiweiße des Zellkerns verändert waren. Das Ergebnis: Bei einem Drittel der getesteten Paare wichen Anzahl und Verteilung der Schaltelemente sowie der Grad der Proteinveränderung zwischen den Geschwistern deutlich voneinander ab.
Besonders ausgeprägt waren diese Unterschiede bei älteren Zwillingen und bei Paaren, die eine längere Zeit nicht zusammengelebt hatten. Ganz junge Paare waren dagegen epigenetisch nahezu identisch, schreiben die Forscher. Sie vermuten, dass sowohl Umweltfaktoren als auch innere Einflüsse die epigenetischen Profile prägen. Möglicherweise sammeln sich auch geringfügige Veränderungen bei der Weitergabe der epigenetischen Prägung im Lauf des Alterns an. In weiteren Studien wollen die Wissenschaftler nun den genauen Mechanismus aufklären.
Mario Fraga (Nationales Krebszentrum, Madrid) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0500398102