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Die Mauer muss weg

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Die Mauer muss weg
Tuberkulose-Bakterien könnte es in Zukunft schwerfallen, sich gegen die Fresszellen der Körperabwehr zu behaupten: Forscher um Caroline Kisker vom Rudolf-Virchow-Zentrum der Universität Würzburg haben einen Wirkstoff entwickelt, der die Krankheitserreger daran hindert, ihre besonders widerstandsfähige, wachsartige Zellwand aufzubauen. Ähnliche Ansätze gab es schon, allerdings konnten die bisherigen Substanzen die Zellwandproduktion nur für Sekundenbruchteile stoppen. Dank Kisker und ihren Kollegen haben die Fresszellen nun 24 Minuten Zeit für ihren Angriff, was die Wirksamkeit entsprechend erhöht.

Normalerweise umschließen Fresszellen Krankheitserreger und andere Eindringlinge mit ihrer Zellmembran und starten anschließend einen Säureangriff, um die Fremdkörper zu zersetzen. Die Zellwand des Tuberkulose-Erregers Mycobacterium tuberculosis besitzt jedoch Eigenschaften, die diese Zerstörung verhindern: Sie ist besonders fettreich und besitzt eine wachsartige Oberfläche, die an und für sich schon sehr widerstandsfähig ist. Obendrein enthält sie spezielle Einheiten, die die Signalübermittlung der Fresszelle stören, wodurch deren Angriff deutlich schwächer ausfällt als üblich.

Der neue Wirkstoff mit Namen PT70 greift dort an, wo die sehr langkettigen Fettsäuren produziert werden, aus denen die Zellwand besteht: in der Substrattasche eines Enyzms namens InhA. Die Aufgabe des Wirkstoffs besteht darin, diese Substrattasche zu blockieren ? und zwar möglichst lange. Der letztgenannte Punkt war das Problem bislang erprobter Wirkstoffe: Sie konnten den Zellwandaufbau nicht einmal für eine Sekunde verzögern, da sie nicht ganz genau in die Substrattasche passten und dadurch leicht herausgequetscht werden konnten.

PT70 verdankt seine genaue Passform dem noch recht neuen wissenschaftlichen Gebiet der Strukturbiologie: Strukturbiologen können Eiweiße bis auf das einzelne Atom genau darstellen ? und auf diese Weise wie nun Kisker und ihr Team beispielsweise einen perfekt sitzenden Stöpsel für eine Substrattasche schaffen. Durch die nun deutlich längere Bindungsdauer von 24 Minuten haben die Fresszellen genügend Zeit, um den zellwandlosen und damit ungeschützten Tuberkulose-Bakterien den Garaus zu machen.

Pressemitteilung des Rudolf-Virchow-Zentrums in Würzburg Caroline Kisker (Rudolf-Virchow-Zentrum, Würzburg) et al.: Journal of Biological Chemistry, Bd. 285, Nr. 19, S. 14330 ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht
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