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Die Politikerin

Serie: Hervorragend - Junge Menschen und ihr Engagement

Die Politikerin
Foto: Daniel Meißner

Aktiv werden, anstatt sich nur aufzuregen – das war der Antrieb von Lucie Hammecke, in die Politik zu gehen. Heute sitzt sie für die Grünen im Sächsischen Landtag und kämpft als jüngste Abgeordnete für Tierschutz ebenso wie um  Anerkennung.

Lucie Hammecke ist die Jüngste. Mit ihren 23 Jahren ist die Grünen-Abgeordnete eine Ausnahme im Sächsischen Landtag, in dem 72 Prozent Männer sitzen und das Durchschnittsalter 48 Jahre beträgt. Dass sie sich überhaupt entschied, in eine Partei einzutreten, war ein großer Schritt. „Als Frau mit feministischem Anspruch war ich skeptisch und hatte keine Lust auf Parteiarbeit. Ich dachte, da sind nur alte Männer, die mir die Welt erklären.“ Doch fest stand, dass sie etwas tun wollte, aktiv werden und ihren Ärger nicht nur mit Freunden auf Facebook teilen wollte. „Ich bin in Sachsen-Anhalt aufgewachsen und habe dann in Sachsen gelebt. Das hat mich politisch sehr geprägt“, erzählt sie. „Ich war enorm frustriert von den vielen blauen Flecken auf der Landkarte.“ Das heißt, von all den Gegenden, in denen die AfD mehr und mehr Menschen für sich gewinnen konnte. „Ich will für eine andere Gesellschaft streiten“, sagt Lucie Hammecke entschieden.

Die Themen hinter dem Weltretten
Um den möglicherweise abschreckenden alten Männern erstmal aus dem Weg zu gehen, wandte Lucie sich an Jugendorganisationen der Parteien. Wo sie sich engagieren wollte, war nicht ganz klar, doch am Ende entschied sie sich für die Grünen. „Mir gefiel der Weltrettungsgedanke und das Engagement für Tierschutz. Ich bin nicht ohne Grund Vegetarierin. Und ich hatte den Eindruck, keine andere Partei hatte so nachhaltige Prinzipien und konnte die auch so überzeugend vertreten wie die Grünen.“ Das alles passierte 2017. Schon 2019 startete Lucie dann in den Wahlkampf für die sächsische Landtagswahl, zwei Tage nachdem sie ihre Bachelorarbeit im Fach Politikwissenschaften eingereicht hatte. Fünf Wochen später war sie Landtagsabgeordnete. Als solche ist sie zuständig für eine ganze Reihe von Themen, vom Justizvollzug über Gleichstellungsfragen bis hin zu Petitionen. Ein Thema, das ihr besonders wichtig ist, ist der Tierschutz. Warum? „Naja, als Kind fand ich Tiere einfach niedlich und wollte unbedingt einen Hund. Aber heute gibt es in dem Bereich Bilder, die mich sprachlos zurücklassen. Bilder aus den Schlachthöfen oder von Tiertransporten. Es ist immer noch ein sehr emotionales Thema für mich“, sagt sie. Gerade erst hat sie in Hoyerswerda im Landkreis Bautzen ein Tierheim besucht, um sich die Belange des Tierschutzvereins anzuhören, der das Heim betreibt. Dabei geht es um die Verteilung von Geldern und bürokratische Regelungen. „Vieles ist komplizierter, als man denkt“, sagt Lucie und beschreibt die „prekäre Situation“ des Vereins. „Sie betreuen aktuell 145 Katzen mit acht MitarbeiterInnen, die komplett über Spenden finanziert werden“, berichtet die Abgeordnete und baut dabei das Binnen-I so elegant in ihre gesprochene Sprache ein, dass es vollkommen selbstverständlich klingt.

Als Frau in einer Männerdomäne
Die Fülle an Themen ist eine Herausforderung, nicht zuletzt, weil Lucie auch im Jahr 2020 immer noch die gleiche Erfahrung macht wie Millionen von Frauen vor ihr. „Wenn man so ist wie ich – 23, grün und eine Frau –, dann muss man erstmal ernst genommen werden. Ich habe das Gefühl, ich muss viel härter arbeiten und inhaltlich extrem gut sein, um nicht angreifbar zu sein.“ Ihr Ziel, nein ihr Anspruch für dieses Jahr: „Ich will mich richtig gut in alle meine Themen einarbeiten, so dass ich mir selbst nichts vorwerfen kann.“ Unterdessen ist die umtriebige Politikerin weiter im Land unterwegs, fährt von ihrem Wohnort Leipzig nach Dresden, wo ihr Büro ist, und immer wieder in den Landkreis Bautzen, den sie gemeinsam mit einem Kollegen betreut und der so groß ist wie das Saarland. Manchmal mit einem geliehenen „TeilAuto“, meistens aber mit dem Zug, denn da könne sie arbeiten oder lesen und auch endlich mal abschalten. „Ich liebe Zugfahren!“, sagt sie und klingt so begeistert, dass man es ihr glaubt.

Der Beitrag stammt aus der Ausgabe 8/2020 von natur, die Sie hier bestellen können. In Zukunft stellen wir in jeder natur-Ausgabe und auf unserer Website junge Menschen vor, die sich aktiv für Natur, Umwelt und Klima engagieren. Vorschläge gern an redaktion-natur@konradin.de.

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