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Die Stressbremse

Erde|Umwelt

Die Stressbremse
Deutsche Forscher sind möglicherweise den Drahtziehern von Stressreaktionen im Körper auf der Spur. Im Fokus steht dabei ein Eiweiß, das offenbar die Rolle des Friedensstifters übernimmt: Es heißt SPRED2 und scheint die hormonellen Stress-Reaktionen zu bremsen, konnten die Forscher am Mausmodell nachweisen. Denn Mäuse, die dieses Eiweiß nicht bilden können, zeigen ungewöhnliche starke Anzeichen für Dauerstress – sie kratzen sich beispielsweise häufig hektisch hinter den Ohren. Die Ursache dafür ist laut den Wissenschaftlern um Kai Schuh von der Universität Würzburg ein überaktives Stresssystem. Offenbar übt SPRED2 eine dämpfende Wirkung aus, schließen die Forscher. Sie glauben, dass das Protein auch beim Menschen eine ähnliche Funktion hat. Sollte sich das bestätigen, könnte eine Störung dieser Funktion möglicherweise mit Bluthochdruck, Angststörungen oder Depressionen verknüpft sein.

SPRED2 kommt sowohl bei der Maus als auch beim Menschen vor. Die Einblicke in seine Funktion bekamen die Wissenschaftler durch Mäuse, denen das SPRED2-Gen fehlt und die das Protein darum nicht bilden können. Die Tiere zeichnet ein charakteristisches Verhalten aus: Sie trinken doppelt so viel wie normale Mäuse und kratzen sich extrem häufig hinter den Ohren. Um herauszufinden, was hinter diesem Effekt steckt, untersuchten die Forscher den Organismus der Tiere akribisch. Dabei fanden sie deutlich erhöhte Mengen des Stresshormons Cortison. Auch den Grund für den Durst der Tiere konnten sie identifizieren: Erhöhte Werte des Hormons Aldosteron lassen demnach die Salzkonzentration im Blut steigen. Dieser Effekt stehe auch im Zusammenhang mit einem erhöhten Blutdruck, den die Tiere aufweisen, sagen die Forscher.

Die weiteren Analysen zeigten außerdem charakteristische Auffälligkeiten im Nervensystem der Tiere: Die Nervenenden im Gehirn schütteten vermehrt Botenstoffe aus, die in einer Signalkette die Produktion der Hormone Cortison und Aldosteron in der Nebennierenrinde hervorrufen. Hormonell sind die SPRED2-freien Mäuse also im Dauerstress. Das ständige Kratzen sei eine damit verbundene Zwangshandlung, sagen die Wissenschaftler.

„Noch kennen wir beim Menschen keine Krankheit, die mit SPRED2 in Verbindung steht“, sagt Kai Schuh. Zukünftige Studien sollen diesen möglichen Zusammenhang aber aufklären. Außerdem wollen die Wissenschaftler den gestressten Versuchstieren in weiteren Untersuchungen ein gängiges Antidepressivum verabreichen, um herauszufinden, ob es die Symptome lindern kann.

Mitteilung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg dapd/wissenschaft.de – Martin Vieweg
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