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Die Suche nach dem Geist

Erde|Umwelt

Die Suche nach dem Geist
Gehirnforscher ringen um den „Seelenfaktor“. Die letzte große wissenschaftliche Herausforderung in der Erforschung des Gehirns sehen Neurologen wie Philosophen in der Klärung des Problems, wie sich das „Ich“ selbst erkennt – und welche der kleinen grauen Zellen dafür verantwortlich sind.

Die Probleme beginnen mit der Frage: Was ist Bewußtsein? Dazu finden sich fast so viele Auffassungen, wie es Teilnehmer an der Debatte gibt. Streit gibt es auch darum, wo Bewußtsein anfängt: Erst beim Menschen, oder handeln auch Tiere bewußt? Der Frankfurter Hirnforscher Prof. Wolf Singer, vom Max-Planck-Institut für Hirnforschung, billigt Bewußtsein – als Selbstbewußtsein – höchstens noch den Schimpansen zu. Diese seien die einzigen Tiere, die sich im Spiegel erkennen. Die Münchener Neuropsychologin Prof. Petra Stoerig, vom Institut für Medizinische Psychologie dagegen meint, daß auch einfachste Lebewesen sich ihrer selbst bewußt sein müßten. Sonst könnten sie nicht überleben.

Den detaillierten Beweis für die biologischen Wurzeln des Bewußtseins anzutreten, ist allerdings schwer. „Zwischen dem, was wir als Bewußtsein ansehen und dem, was wir mit neurobiologischen Begriffen erklären können, klafft immer noch eine riesige Lücke“, meint Christof Koch, Neurobiologe am California Institute of Technology in Pasadena. Um sie zu schließen, sucht er zusammen mit Francis Crick nach dem „neuronalen Korrelat des Bewußtseins“. Die Frage lautet: Welche Hirnzustände gehen mit bestimmten Bewußtseinszuständen einher? Welche Neuronen sind bei Bewußtseinsvorgängen aktiv?

Crick und Koch setzen dabei an einem Teilaspekt an: dem visuellen Bewußtsein. Was ist ein wacher Mensch? Was passiert in seinem Gehirn, wenn er etwas sieht? Welche Neuronen sind dafür verantwortlich, wenn er sagt: Ich sehe Bewegung? Habe man erst die neuronale Grundlage für das bewußte Sehen verstanden, dann werde man auch die übrigen Bewußtseinsaspekte verstehen können, meint Koch.

Aber ein Eigenversuch kann auch bei Gesunden bestätigen, daß nicht alles, was er sieht, dem Menschen bewußt wird: Schauen Sie im Spiegel in Ihr linkes Auge, dann in Ihr rechtes Auge. Machen Sie das mehrmals. Bewegen sich Ihre Augen dabei? Eindeutig nicht. Oder? Ihr Partner, der Ihnen bei dem Versuch in die Augen schaut, wird schwören, daß sich Ihre Augen bewegt haben. Er hat recht. Das Gehirn hat Sie schlicht getäuscht und die Bilder während der Augenbewegung am Bewußtsein vorbei unterdrückt.

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Sie haben vielleicht beide recht: Die Neurobiologen, die auf der Suche nach der materiellen Basis des Bewußtseins sind, und die Philosophen, die das „Extra“ der menschlichen Hirnleistung suchen. Dieses „Extra“ liegt nicht außerhalb des Gehirns. Aber es ist auch nicht darauf zu reduzieren.

Heinz Horeis
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