Den detaillierten Beweis für die biologischen Wurzeln des Bewußtseins anzutreten, ist allerdings schwer. „Zwischen dem, was wir als Bewußtsein ansehen und dem, was wir mit neurobiologischen Begriffen erklären können, klafft immer noch eine riesige Lücke“, meint Christof Koch, Neurobiologe am California Institute of Technology in Pasadena. Um sie zu schließen, sucht er zusammen mit Francis Crick nach dem „neuronalen Korrelat des Bewußtseins“. Die Frage lautet: Welche Hirnzustände gehen mit bestimmten Bewußtseinszuständen einher? Welche Neuronen sind bei Bewußtseinsvorgängen aktiv?
Crick und Koch setzen dabei an einem Teilaspekt an: dem visuellen Bewußtsein. Was ist ein wacher Mensch? Was passiert in seinem Gehirn, wenn er etwas sieht? Welche Neuronen sind dafür verantwortlich, wenn er sagt: Ich sehe Bewegung? Habe man erst die neuronale Grundlage für das bewußte Sehen verstanden, dann werde man auch die übrigen Bewußtseinsaspekte verstehen können, meint Koch.
Aber ein Eigenversuch kann auch bei Gesunden bestätigen, daß nicht alles, was er sieht, dem Menschen bewußt wird: Schauen Sie im Spiegel in Ihr linkes Auge, dann in Ihr rechtes Auge. Machen Sie das mehrmals. Bewegen sich Ihre Augen dabei? Eindeutig nicht. Oder? Ihr Partner, der Ihnen bei dem Versuch in die Augen schaut, wird schwören, daß sich Ihre Augen bewegt haben. Er hat recht. Das Gehirn hat Sie schlicht getäuscht und die Bilder während der Augenbewegung am Bewußtsein vorbei unterdrückt.
Sie haben vielleicht beide recht: Die Neurobiologen, die auf der Suche nach der materiellen Basis des Bewußtseins sind, und die Philosophen, die das „Extra“ der menschlichen Hirnleistung suchen. Dieses „Extra“ liegt nicht außerhalb des Gehirns. Aber es ist auch nicht darauf zu reduzieren.