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Dino-Invasion per Insel-Hopping

Erde|Umwelt

Dino-Invasion per Insel-Hopping
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Ausgrabungsstätte bei Iharkút in Ungarn. Mit Spezialwerkzeugen legen die Forscher die empfindlichen Fossilien frei. Foto: Gábor Czirják
Als Lebensraum der Horndinosaurier, zu denen der berühmte Triceratops gehört, galten bisher das heutige Ostasien und Nordamerika. Nun hat ein internationales Forscherteam im westungarischen Iharkút Fossilien einer neuen Art ausgegraben, die vor 85 bis 65,5 Millionen Jahren lebte. Der vierbeinige Pflanzenfresser Ajkaceratops kozmai war ein Meter lang und besitzt mit einer papageienschnabelförmigen Schnauze das charakteristische Merkmal der so genannten Ceratopsier. Die Schädelknochen weisen starke Ähnlichkeiten mit denen seiner asiatischen Verwandten auf: Vermutlich ist er aus dem Osten über Inselketten eingewandert.

Die Ceratopsier ? griechisch keratops bedeutet Horngesicht ? lebten ab der späten Jurazeit vor 160 Millionen Jahren bis zur Kreidezeit. Diese endete vor 65,5 Millionen Jahren mit dem Massensterben der Nichtvogel-Dinosaurier. Hauptmerkmal der Ceratopsier ist eine papageienschnabelartige Schnauze, die aus zwei Knochen besteht: dem kielförmigen Rostralknochen an der Spitze des Oberkiefers und dem Gegenstück im Unterkiefer, dem keilförmigen Praedentale. Bislang sind nur Arten in Nordamerika und Asien gefunden worden. Ein Vorkommen im heutigen Europa wird seit 2007 vermutet, als in einer Fundstätte in Südschweden vier Oberkieferzähne eines möglichen Hornsauriers geborgen wurden. Mit den Fossilien des Ajkaceratops kozmai sind die Vierbeiner nun sicher in Europa belegt.

Die Schädelfossilien wurden von Wissenschaftlern um Attila Ösi vom Hungarian Natural History Museum, Budapest, in einer Geländeformation gefunden, die durch Funde weiterer fossilierter Tiere wie Fische und Reptilien sicher auf die späte Kreidezeit datiert ist. Der Ajkaceratops besaß eine kurze Schnauze mit oben liegenden Nasenlöchern und dem Papageienschnabel. Im Bereich zwischen Oberkiefer und dem Zwischenkieferbein, also zwischen Nasenloch und Auge, befand sich zudem ein ovales Schädelfenster, das den Dino als Mitglied der Coronosauria ausweist, einer Gruppe besonders hoch entwickelter Ceratopsier. Vergleichbar ist Ajkaceratops nur mit drei Zeitgenossen, die vor 99,6 bis 65,5 Millionen Jahren lebten: Bagaceratops und Magnirostris aus der chinesischen Mongolei sowie Zuniceratops aus dem US-Staat New Mexico. Die besonders lang gestreckte Öffnung des Schädelfensters rückt den Ajkaceratops in die Nähe der ostasiatischen Coronosauria, schreiben die Wissenschaftler. Wegen der geringen Körpergröße dürfte es sich um eine Zwergform handeln.

Der Fundort unterstützt die Abstammungstheorie. Das heutige Ungarn war in der späten Kreidezeit Teil mehrerer Inselketten im Ozean Tethys. Dieser befand sich im Osten des Superkontinents Pangaea und wurde bei dessen Auseinanderbrechen zwischen Afrika und Eurasien verlagert. Der Ajkaceratops wanderte also gerade in das heutige Europa ein, indem er sich von Insel zu Insel ausbreitete, vermuten die Forscher. Parallel zum ?Island-Hopping? gehen sie zudem von einer weiteren Migrationsbewegung aus: Weil die Zähne des Hornsauriers in Schweden der nordamerikanischen Ceratopsier-Gruppe zugeordnet werden könnten, seien wohl auch aus dem Westen Dino-Migranten in den europäischen Lebensraum vorgestoßen.

Attila Ösi (Hungarian Natural Histoty Museum, Budapest) et al.: Nature, doi: 10.1038/nature09019 ddp/wissenschaft.de ? Rochus Rademacher
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