Ob auf einem Blumenmarkt in Kalkutta, in einem schwimmenden Krankenhaus in Bangladesh oder unterwegs auf dem Yangtse in China – überall versucht der Ökonom und Schriftsteller Erik Orsenna die Wirkung des Wassers zu verstehen. Dabei richtet er nicht den analytischen Blick des Wissenschaftlers auf die Menschen und ihre Lebensumstände, sondern berichtet aus der persönlichen Sicht des lebenserfahrenen Weltreisenden.
Orsenna reist überall hin, wo Wassermassen die Menschen bedrohen oder Wassermangel die Erde ausdörrt. Die bekannte Botschaft lautet: Die Überflutungen werden heftiger und häufiger, die Trockenzeiten immer verheerender. Eine einfache Lösung aller mit dem Wasser verbundenen Probleme kann Orsenna natürlich nicht bieten. Fest steht: In jeder Region der Welt stellt das Zuviel oder Zuwenig an Wasser die Menschen vor andere Aufgaben. Deshalb können auch blind von oben verordnete Maßnahmen nicht helfen, sondern Politiker und Forscher müssen sich in die Situation der Betroffenen versetzen.
Jedes Land und jeden Menschen, dem Orsenna begegnet, beschreibt er genau und einfühlsam: die australische Unternehmerin genau wie den indischen Reisbauern oder den chinesischen Wasserbau-Ingenieur. Nicht alle schließt er in sein Herz, aber er versucht, jedem gerecht zu werden. Fakten tauchen in seinen Berichten nur nebenher auf, als kleine Tupfer in einem eindrucksvollen Erzählstrom voller Geschichten und subjektiver Einordnungen. Das große Plus des sehr persönlichen Buchs: Die Bedeutung des Wassers für das Leben wird durch Orsennas Erlebnisse und Begegnungen überzeugend spürbar. Michael Lange
Erik Orsenna DIE ZUKUNFT DES WASSERS C.H. Beck, München 2010 319 S., € 21,95 ISBN 978–3–406–59898–2