Um zu untersuchen, wie eine solche Entscheidung genau getroffen wird, untersuchten die Wissenschaftler um Michael Farrel von der Universität von Melbourne in Parkville die Gehirnaktivitäten ihrer Probanden während eines solchen Konflikts: Sie injizierten den Teilnehmern eine Salzlösung, um sie durstig zu machen, und übten Druck auf ihre Daumen aus, um Schmerz zu erzeugen. Bei diesen beiden Reizen sind die Prioritäten für das Gehirn relativ klar verteilt: Durst ist zwar auf Dauer schädlich für den Körper, stellt aber keine akute Gefahr dar. Schmerz dagegen signalisiert, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist und sofort beseitigt werden muss, damit keine Verletzung entsteht. Der Schmerz sollte also beim gleichzeitigen Auftreten beider Empfindungen vom Gehirn in den Vordergrund gestellt werden und das Durstgefühl eher in den Hintergrund treten.
Tatsächlich nahm das Schmerzempfinden bei den durstigen Probanden deutlich zu, während ein Schmerzreiz umgekehrt keinen Einfluss auf das Durstempfinden hatte, entdeckten die Forscher. Besonders aufschlussreich war dabei die Aktivität im Gehirn: Jeder Reiz erzeugte, wenn er alleine auftrat, ein typisches Muster an aktivierten Arealen, die sich zum Teil überlappten und zum Teil unterschieden. Beim gleichzeitigen Auftreten beider Empfindungen wurden jedoch zusätzlich zwei Areale aktiv, die bei den isolierten Reizen keine Rolle spielten. Diese beiden Hirnregionen müssen nach Ansicht der Forscher demnach die Kontrollzentren sein, in denen über die Betonung oder Dämpfung eines Reizes entschieden wird.