Um herauszufinden, was hinter der Stimmgewalt steckt, haben die Forscher den Stimmapparat von zehn toten Koala-Männchen genau unter die Lupe genommen. Sie brachten sie sogar künstlich erneut zum Erklingen: Charlton und seine Kollegen leiteten dazu Luft durch den Hals der Tiere, um die Vorgänge bei der Lautproduktion zu simulieren. Währenddessen beobachteten sie die Effekte im Vokaltrakt mittels eines Endoskops und fertigten Videoaufnahmen an.
Durch die Nase gebrummt
„Wir haben entdeckt, dass Koalas ein zusätzliches Paar Stimmlippen besitzen, die sich außerhalb des Kehlkopfes befinden – dort wo sich Mund- und Nasenhöhle verbinden“, berichtet Charlton. Genau diese zusätzlichen Stimmlippen nutzen Koalas, um ihre extrem tiefen Balzrufe zu produzieren, zeigten die Auswertungen. Etwas Derartiges sei den Forschern zufolge bisher bei Säugetieren noch nicht beschrieben worden. „Lediglich von Walen ist bekannt, dass sie ihre Klicklaute zur Echolotortung unabhängig vom Kehlkopf erzeugen“, sagt Charlton.
Offenbar sind aber nicht nur die Koala-Männer so stimmgewaltig. Auch weibliche Koalas produzieren manchmal diese tiefen Laute, berichten die Forscher. Es sei deshalb bereits klar, dass sich die zusätzlichen Stimmlippen nicht nur bei den Männchen bilden, sondern für Koalas typisch sind. Offen bleibt nun allerdings, ob das Konzept der Lautproduktion der Koalas einzigartig ist, oder ob es noch andere Tiere mit solchen ungewöhnlichen Stimmapparaten gibt. Der Klärung dieser Frage wollen sich die Forscher nun weiter widmen.
Martin Vieweg
Quelle: Current Biology, doi: 10.1016/ j.cub.2013.10.069
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