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Eigentor bei der Abwehr von Pollendieben

Erde|Umwelt

Eigentor bei der Abwehr von Pollendieben
Pflanzen wie der Falsche Jasmin fahren schwere Geschütze gegen Diebe auf: Sie versetzen ihren Nektar mit bitteren oder sogar giftigen Substanzen, die nur von willkommenen Besuchern toleriert werden. Auf diese Weise wollen sie sicherstellen, dass ihr Pollen als Gegenleistung für die Gratismahlzeit verbreitet wird. Doch diese Taktik geht nicht immer auf, haben zwei amerikanische Wissenschaftlerinnen nun entdeckt: Der giftige Nektar hält nämlich nicht nur die unerwünschten, sondern auch die begehrten Besucher ab ? und beeinträchtigt damit die Vermehrung der Pflanze. Warum sich der ungenießbare Blütensaft dennoch in der Evolution durchgesetzt hat, wissen die Forscherinnen noch nicht.

Der gängigen Theorie nach sollten eigentlich sowohl Pflanze als auch Bestäuber von dem giftigen Nektar profitieren: Der Bestäuber, der den veränderten Blütensaft zu verwerten gelernt hat, muss sich mit weniger Konkurrenz herumschlagen, und die Pflanze schreckt solche Besucher ab, die nur die eigenen Bedürfnisse befriedigen wollen. Das Ergebnis müsste daher ein satter Bestäuber und eine Pflanze sein, die den effektiven Transport ihres Pollens und damit ihre Vermehrung sichergestellt hat.

Lynn Adler von der Universität von Massachusetts in Amherst und ihre Kollegin Rebecca Irwin fühlten dieser Theorie nun auf den Zahn ? und kamen zu einem ganz anderen Ergebnis. Die Biologinnen manipulierten bei Nektar von Falschem Jasmin (Gelsemium sempervirens) den Gehalt des Bitterstoffs Gelsemin und ersetzen den Pollen in den Blüten durch fluoreszierenden Staub. Anschließend beobachteten sie, wieviele Diebe und Bestäuber die Pflanzen besuchten und wohin der leuchtende Pollenersatz transportiert wurde. Je bitterer der Nektar war, desto weniger Besucher gab es ? und diese blieben nicht einmal so lange wie auf Blüten mit weniger bitterem Blütensaft, zeigte die Auswertung. Die Folge für die Pflanze: Der Pollen wurde nur sehr ineffektiv verbreitet.

Trotz der schlechten Bilanz der Abwehr in diesem Fall könne die Theorie an sich jedoch nicht verworfen werden, kommentiert John Thompson von der Universität von Kalifornien in Santa Cruz. Möglicherweise komme dem Falschen Jasmin ein bislang unbekannter Faktor zugute, der die Nachteile aufwiegt. Andererseits könne es jedoch auch sein, dass die Forscherinnen ausgerechnet eines der Beispiele erwischt hätten, bei dem die Evolution kein optimales Ergebnis hervorgebracht habe.

Online-Dienst der Fachzeitschrift Science Originalarbeit der Forscher: Lynn Adler, Rebecca Irwin: Ecology, Bd. 86, S. 2968 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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