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Ein Drittel des Amazonas-Waldes beeinträchtigt

Umwelt

Ein Drittel des Amazonas-Waldes beeinträchtigt
In diesem Waldstück im brasilianischen Amazonasgebiet haben Menschen einen Brand verursacht. © Adam Ronan/Rede Amazônia Sustentável

Meist steht die Abholzung im Fokus – doch auch der verbleibende Amazonas-Regenwald ist durch die Machenschaften des Menschen stark belastet, verdeutlicht eine Studie. Aus den umfangreichen Datenauswertungen geht hervor, dass etwa ein Drittel der Waldfläche in irgendeiner Form durch anthropogene Einflussfaktoren beeinträchtigt ist. Dies führt wiederum zu Kohlenstoff-Freisetzungen, die denen entsprechen, die durch die Abholzung entstehen, haben die Wissenschaftler errechnet.

Naturwunder, Hotspot der Artenvielfalt und wichtige Größe im Klimasystem: Der Amazonas-Regenwald besitzt eine enorme regionale und globale Bedeutung. Doch die „grüne Lunge der Welt“ ist bekanntlich stark bedroht. Besonders deutlich wird dies durch die Totalverluste: Brandrodungen und Abholzungen nagen in vielen Bereichen an den Waldflächen. Anschließend werden sie dann häufig in „ökologische Wüsten“ verwandelt: Plantagen oder Viehweiden machen sich dort breit, wo einst die üppige Lebenswelt gedieh. Doch auch bei den noch verbliebenen Waldgebieten handelt es sich oft nicht mehr um ungestörte Naturparadiese: Der Schatten der Menschheit fällt auch auf diese Bereiche. Dies geht bereits aus verschiedenen Studien hervor, die sich mit speziellen Aspekten anthropogener Einwirkungen auf den Amazonas-Regenwald beschäftigt haben.

Der Rest-Wald im Blick

Um einen besseren Gesamteindruck zu gewinnen, hat ein internationales Team aus 35 Wissenschaftlern nun systematisch verschiedene Informationen zu der Problematik zusammengetragen und ausgewertet. Es handelt sich dabei um Satellitenbeobachtungen des Amazonasgebiets sowie um eine Synthese vieler unterschiedlicher wissenschaftlicher Daten mit Bezug zu den Entwicklungen, die sich im Zeitrahmen von 2001 bis 2018 in der Region abgespielt haben. Die Autoren definieren das Konzept der sogenannten Degradation des Amazonas-Regenwalds als vorübergehende oder langfristige, vom Menschen verursachte Veränderungen der Waldbedingungen.

Wie sie erklären, führen vier Hauptursachen zur Degradation. Einen Faktor bilden dabei die sogenannten Randeffekte – Veränderungen, die damit zusammenhängen, dass Waldbereiche an abgeholzte Gebiete angrenzen. Außerdem können Brände die Bestände heimsuchen, die von Menschen verursacht werden. Zudem kommt es in vielen Bereichen zu einem selektiven, oft illegalen Holzeinschlag. Den vierten Aspekt bildet die zunehmende Trockenheit in einigen Bereichen des Amazonas-Regenwaldes. Sie ist auf den Klimawandel zurückzuführen, aber auch auf regionale klimatische Effekte, die wiederum mit Veränderungen des Wasserhaushalts in Folge von Waldverlusten zusammenhängen. Verschiedene Waldgebiete können von einer oder von mehreren dieser vier Störungen betroffen sein, sagen die Forscher.

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Erhebliche Beeinträchtigungen

In den Auswertungen der gesammelten Informationen über das Ausmaß der verschiedenen Beeinträchtigungen zeichnete sich ab: Bis zu 38 Prozent der verbleibenden Waldfläche des Amazonasgebiets ist in irgendeiner Form von den menschengemachten Einflüssen beeinträchtigt. Der stärkste Einzelfaktor ist dabei die anthropogen beeinflusste Trockenheit. Auf der Grundlage ihrer Daten haben die Forscher auch errechnet, wie sich diese Effekte auf die Freisetzung von Kohlendioxid auswirken könnten. Dabei kamen sie auf Werte, die denen der Kohlenstoffverluste entsprechen, die durch die derzeitige Entwaldung entstehen. Es wurde auch deutlich, dass die Störungen des Waldes zu drastischen Verlusten der biologischen Vielfalt führen können. Ein weiterer Aspekt betrifft die Effekte auf das regionale Klima: Vor allem durch Feuer und Holzentnahme geschädigte Wälder geben deutlich weniger Feuchtigkeit in die Luft ab, was wiederum Belastungen durch Trockenheit verstärken kann.

„Trotz Ungewissheiten über die Gesamtwirkung dieser Störungen wird deutlich, dass ihre kumulative Wirkung für die Kohlenstoffemissionen und den Verlust der biologischen Vielfalt genauso wichtig sein kann wie die Abholzung“, hebt Co-Autor Jos Barlow von der University of Lancaster den Kernaspekt der Studie hervor. Die Wissenschaftler sehen in darin eine wichtige Botschaft: Neben den Maßnahmen zum Kampf gegen die Entwaldung sollte dem Schutz der verbleibenden Amazonas-Regenwälder mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden.

Konkret schlagen die Forscher vor, ein Überwachungssystem für die Waldschädigung einzurichten, um den illegalen Holzeinschlag einzudämmen und den Einsatz von Feuer zu kontrollieren. „Die Verhinderung der fortschreitenden Entwaldung bleibt allerdings nach wie vor von entscheidender Bedeutung und könnte es auch ermöglichen, anderen Ursachen der Waldschädigung mehr Aufmerksamkeit zu widmen“, sagt Erst-Autor David Lapola von der Universidade Estadual de Campinas.

Quelle: Future Earth, Fachartikel: Science, doi: 10.1126/science.abp8622

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