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Ein Phantom im Spiegel

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Ein Phantom im Spiegel
Die sogenannte Spiegeltherapie hilft Menschen mit Phantomschmerzen in amputierten Gliedmaßen: Durch eine geschickte Anordnung des Spiegels vor dem Körper entsteht für den Patienten die Illusion, der amputierte Körperteil sei noch vorhanden. Dadurch verschwindet der Schmerz, da der optische Eindruck die gefühlte Wahrnehmung ? der fehlende Körperteil sei noch da ? bestätigt, haben Mediziner um den Amerikaner Jack Tsao herausgefunden. Alle sechs Patienten, die sich einer Spiegeltherapie unterzogen, hatten deutlich weniger Schmerzen als Probanden in einer Vergleichsgruppe, berichtet das Team.

Die Forscher teilten 18 Patienten, die einen Fuß oder ein Bein durch Amputation verloren hatten, in drei Gruppen ein. Sechs Patienten sollten versuchen, ihren fehlenden Fuß zu bewegen, während der Spiegel ihnen die Illusion gab, er sei noch da und könne tatsächlich bewegt werden. Bei sechs weiteren Patienten hatten die Forscher den Spiegel mit einem Vorhang bedeckt. Die restlichen sechs sollten sich indes nur vor ihrem geistigen Auge vorstellen, den amputierten Fuß zu bewegen.

Die Patienten unterzogen sich ihrer jeweiligen Therapie über vier Wochen für täglich 15 Minuten. Nebenbei notierten sie die Schmerzempfindungen im fehlenden Fuß. Alle Patienten in der Spiegelgruppe hatten nach vier Wochen deutlich weniger Schmerzen, während in den Kontrollgruppen die Schmerzen bei wenigen Patienten nur leicht zurückgingen, sich bei den meisten jedoch verschlimmerten.

Die Forscher vermuten, dass der Phantomschmerz von der fehlenden visuellen Wahrnehmung des verlorenen Körperteils abhängt. Das Gehirn des Patienten hat die Vorstellung, den fehlenden Körperteil noch zu fühlen, sieht ihn aber nicht. Auf diesem Wahrnehmungskonflikt könnte der Schmerz beruhen, schätzt Tsao. Bei rund neunzig Prozent der Patienten mit Amputationen von Gliedmaßen stellt sich ein Phantomschmerz ein, schätzen Wissenschaftler.

Jack Tsao (Uniformed Services University of the Health Sciences in Bethesda, USA) et al.: New England Journal of Medicine, Bd. 357, S. 2206 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer
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