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Ein Schmerzmittel, das weiß, wo es weh tut

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Ein Schmerzmittel, das weiß, wo es weh tut
Amerikanische Wissenschaftler haben eine neue Klasse von Schmerzmitteln entwickelt, die ausschließlich im verletzten Gewebe wirken. Damit werden die von anderen Präparaten zur Schmerzbehandlung bekannten Nebenwirkungen wie etwa Benommenheit vermieden. Die Spezifität der Wirkstoffe beruht auf den leicht unterschiedlichen pH-Werten in verletzten und unverletzten Geweben.

Die von den Wissenschaftlern um Ray Dingledine von der Emory-Universität in Atlanta entwickelte Substanz namens NP-A heftet sich an bestimmte Erkennungsstellen der Nervenzellen und blockiert diese für die Botenstoffe Glutamat und NMDA. Diese Signalstoffe vermitteln eine Vielzahl von Nervenfunktionen, unter anderem auch Schmerzreize. Werden die Andockstellen hingegen blockiert, können Glutamat und NMDA keinen Nervenreiz wie etwa eine Schmerzreaktion aufgrund einer Verletzung mehr auslösen.

Verletztes Gewebe hat einen niedrigeren pH-Wert als unverletztes Gewebe, besitzt also einen höheren Säuregehalt. Dies liegt hauptsächlich an der Unterbrechung der Blutzufuhr, was unter anderem zu einer Ansammlung von Kohlendioxid und sauren Stoffwechselprodukten wie Milchsäure führt. Durch diese leichte Absenkung des pH-Wertes erhöht sich die Fähigkeit von NP-A, sich an die NMDA-Erkennungsstellen anzuheften. Das Schmerzmittel wirkt also genau an der Stelle, an der die Verletzung aufgetreten ist. Frühere Wirkstoffe mit einem ähnlichen Wirkmechanismus blockierten die Rezeptoren unabhängig davon, ob diese von der Verletzung betroffen waren oder nicht. Das verursachte jedoch häufig Nebenwirkungen wie Halluzinationen oder Bewegungsstörungen, so die Forscher.

Die Wissenschaftler testeten ihr neues Präparat an Ratten. Dazu wurden die Pfoten der Tiere mit unterschiedlich schweren Gewichten belastet. Unverletzte Pfoten zogen die Ratten normalerweise bei einer Belastung von über fünfzehn Gramm zurück, verletzte Pfoten hingegen schon bei einer Belastung von nur zwei Gramm. Bekamen die Ratten eine Dreiviertelstunde vor dem Versuch NP-A gespritzt, zogen sie ihre verletzte Pfote erst bei einer Belastung mit zwölf Gramm zurück. Die Wirkung von NP-A hielt für drei Stunden an, und die Tiere zeigten keine Anzeichen von Nebenwirkungen.

Wann das Schmerzmittel auf den Markt kommen könnte, ist bislang allerdings nicht bekannt. Die Entwickler haben jedoch bereits eine Firma gegründet, um ihren Wirkstoff besser vermarkten zu können.

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New Scientist, 2. Juni, S. 11 ddp/wissenschaft.de ? Tobias Becker
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