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Seismische Elefantenforschung

Erde|Umwelt

Seismische Elefantenforschung
Elefanten Übertragen mit ihren Beinen weitreichende Vibrationen auf den Untergrund. (Illustraion: Robbie Labanowski)

Sie lassen buchstäblich die Erde erbeben: Elefanten erzeugen beim Laufen und durch ihre dröhnenden Laute derart weitreichende Bodenvibrationen, dass ihr Verhalten durch Erdbeben-Messgeräte untersucht werden kann, berichten Forscher. Das Verfahren könnte ihnen zufolge sogar dem Schutz vor Wilderern dienen. Die Ergebnisse unterstützen zudem die Theorie, wonach Elefanten Bodenvibrationen für die Fernkommunikation untereinander nutzen, sagen die Biologen.

Elefanten sind bekanntlich gewichtige Tiere – da kann man sich gut vorstellen, wie ihr tonnenschweres Auftreten für Erschütterungen im Untergrund sorgt, besonders wenn sich eine ganze Herde bewegt. Doch neben dem Stampfen erzeugen Elefanten noch auf eine andere Weise Vibrationen, die sich auf den Untergrund übertragen – durch ihre Lautkommunikation. Sie geht über das klischeehafte Trompeten weit hinaus: Die Dickhäuter erzeugen ein reiches Lautsortiment mit wahrscheinlich komplexen Bedeutungen. Viele der Töne liegen dabei im Infraschallbereich – Menschen können sie ohne technische Hilfsmittel nicht wahrnehmen.

Erstaunlich weitreichende Effekte

Es gab bereits Hinweise darauf, dass die Tiere Bodenschwingungen nicht nur erzeugen, sondern auch wahrnehmen können. Doch es war bisher unklar, wie weit die Vibrationen reichen können. Um dies zu erforschen, haben die Wissenschaftler um Beth Mortimer von der University of Bristol Bodenvibrationen untersucht, die wildlebende Afrikanische Elefanten (Loxodonta africana) in Kenia bei unterschiedlichen Verhaltensweisen verursachen. Die Wissenschaftler verwendeten im Rahmen ihrer Studie Techniken, die normalerweise zur Erfassung von seismischen Aktivitäten zum Einsatz kommen – etwa zur Untersuchung von Erdbeben.

Die Forscher fanden heraus, dass sich viele der von den Elefanten erzeugten Vibrationen erstaunlich weit im Boden ausbreiten: Die Effekte können sich noch etwa einen Kilometer entfernt bemerkbar machen. „Wir waren überrascht von der enormen Intensität der Wirkung auf den Boden“, sagt Mortimer. Sie konnten zudem zeigen, dass sich die Vibrationen durch die Auswertung mittels Computeralgorithmen klassifizieren lassen. Mit anderen Worten: Die Merkmale der durch die seismologischen Instrumente erfassten Erschütterungen können bestimmten Verhaltensweisen der Elefanten zuordnet werden. „Die Überwachung seismischer Vibrationen kann somit genutzt werden, um Elefanten zu entdecken und ihr Verhalten zu bestimmen“, sagt Mortimer.

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Dröhnende Kommunikation

Dies gilt für die seismischen Wellen, die durch das Trampeln und auch durch das Vokalisieren ausgelöst werden: „Wir haben festgestellt, dass die durch die Elefantenlaute erzeugten Schwingungseffekte vergleichbar waren mit denjenigen, die durch ein schnelles Laufen der Tiere erzeugt werden. Unter günstigen Bedingungen können Elefantenrufe durch den Boden weiter wahrnehmbar sein als durch die Luft“, sagt der Forscher. Die Ergebnisse deuten allerdings auch darauf hin, dass vom Menschen erzeugter Lärm die Fähigkeit der Elefanten beeinträchtigen kann, durch seismische Vibrationen zu kommunizieren.

Wie die Forscher erklären, könnten ihre Ergebnisse neben der Elefantenforschung auch dem Schutz der bedrohten Riesen zugute kommen: Sie könnten zur Entwicklung einer neuen Art von Alarmsystem führen. „Indem wir mehrere seismische Aufzeichnungsgeräte an entfernten Standorten verwenden, könnte man das Verhalten von Elefanten in Echtzeit überwachen“, sagt Mortimer. So könnte man etwa durch Wilderer verursachte Panikläufe der Tiere erkennen und schnell einschreiten. „Wir hoffen, auf diesen ersten Erkenntnissen aufbauen zu können, um einen umfassenden Ansatz zur Überwachung und zum Verständnis des Verhaltens von Elefanten zu entwickeln“, resümiert Co-Autor Tarje Nissen-Meyer von der University Oxford die Bedeutung der aktuellen Ergebnisse.

Quelle: Cell Press, Current Biology doi: 10.1016/j.cub.2018.03.062

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