Der Augenausdruck ist bekanntlich einer der wichtigsten Anhaltspunkte bei der Vermittlung von sozialen Botschaften. Doch die Forscher um Adam Anderson von der University of Toronto hatten den Verdacht, dass am Anfang der Entwicklung der unterschiedlichen Augenausdrücke nicht allein die nonverbale Kommunikation stand, sondern visuelle Effekte, die mit der jeweiligen Emotion in Zusammenhang stehen. Um dieser Vermutung nachzugehen, untersuchten sie an freiwilligen Probanden gezielt die optischen Effekte, die beim angsttypischen Augenaufreißen beziehungsweise dem angewiderten Zusammenkneifen entstehen.
Die Untersuchungen belegten, dass aufgerissene Augen, tatsächlich den Effekt besitzen, den diese Stellung bereits vermuten lässt: Besonders viel Licht gelangt ins Auge und das Sichtfeld erweitert sich deutlich. In einer Angstsituation macht das natürlich Sinn: In dieser Lage ist es für den Menschen wichtig, mögliche Gefahrenquellen schnell und flächendeckend zu erfassen, um dann entsprechend reagieren zu können.
Die beste Sicht in der jeweiligen Situation
Die Untersuchungen der Effekte des angewiderten Zusammenkneifens der Augen offenbarten den Forschern zufolge den entsprechend gegenteiligen Effekt. Dieser Augenausdruck schärft den Blick auf einen speziellen Fokus und blendet das Umfeld aus. Im Kontext einer „Igitt-Situation“ erscheint dies ebenfalls sinnvoll, erklären die Forscher. Das eklige Objekt der Aufmerksamkeit ist bereits lokalisiert – mit dem scharfen Blick können nun Details identifiziert werden, beziehungsweise das Verhalten des Ekelauslösers genau überwacht werden.
Die Ergebnisse legen nahe, dass sich die informationsgeladenen Augenausdrücke nicht ursprünglich als nonverbale Kommunikationssignale entwickelt haben, sondern aus pragmatischen Reaktionen zur Sinnesschärfung hervorgegangen sind, sagen die Forscher. Möglicherweise gilt ähnliches auch für die Augenreaktionen bei anderen Emotionen, wie etwa Wut oder Überraschung. „Die Augen geben bekanntlich starke Hinweise darauf, was in einem Menschen gerade vorgeht – möglicherweise können unsere Ergebnisse zumindest teilweise erklären, wie es dazu kam“, sagt Adam Anderson.