Das Verhalten der Tiere aus den verschiedenen Gruppen unterschied sich deutlich, entdeckten die Wissenschaftler: Die von rechts berührten Fohlen waren am wenigsten zutraulich und wichen einer erneuten Berührung am häufigsten aus. Die Pferdchen, denen sich die Forscher von links genähert hatten, zeigten dagegen deutlich mehr Zutrauen zu Menschen. Interessanterweise waren jedoch die Tiere am gutmütigsten, die gar nicht von einem Menschen berührt worden waren. Dauerhaften Schaden trugen die Pferde aber auch durch den frühen Kontakt nicht davon, beruhigen die Wissenschaftler: Nach den fünf Tagen, in denen sie regelmäßige Begegnungen mit den Forschern hatten, waren kaum noch Verhaltensunterschiede in den Gruppen zu beobachten.
Die Forscher führen den Effekt auf den Stress zurück, den die menschliche Zuwendung direkt nach der Geburt bei den Fohlen auslöst: Es sei bekannt, dass Tiere auf Bedrohungen unterschiedlich stark reagieren, abhängig davon, von welcher Seite sie kommen. Dahinter steckt vermutlich die unterschiedliche Spezialisierung der beiden Hirnhälften, sagen die Wissenschaftler. So scheint bei den Pferden vor allem die linke Hälfte, die die rechte Körperseite steuert, für das Lernen von Zusammenhängen zwischen Erfahrungen und Emotionen zuständig zu sein. Sie speichert die Assoziation „Annäherung Mensch gleich Stress“ daher schneller und dauerhafter ab als die rechte – mit der Konsequenz, dass die Tiere auch später noch scheuer und abwehrender reagieren als ihre Artgenossen. Ähnliche Prinzipien könnten den Forschern zufolge möglicherweise auch bei anderen Tieren und sogar beim Menschen existieren. Es sei also nötig, weitere Untersuchungen durchzuführen, um beispielsweise den Umgang mit Neugeborenen zu optimieren, sagen die Forscher.