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Erdbeben unter Druck

Erde|Umwelt

Erdbeben unter Druck
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Im Himalaja treten in der regnerischen Monsunzeit im Sommer weniger Erbeben auf als in den trockenen Wintermonaten. Foto: Wikipedia
Im Himalaja treten in den trockenen Wintermonaten häufiger Erdstöße auf als während der regnerischen Monsunzeit im Sommer, hat ein internationales Forscherteam entdeckt. Verantwortlich dafür ist nach Ansicht der Geologen wahrscheinlich der Druck der Wassermassen: Durch die enormen Monsunregenfälle lastet ein größeres Gewicht auf den Kontinentalplatten und unterdrückt die seismischen Bewegungen. Diese Beobachtung stützt die bereits früher aufgestellte Theorie, dass heftige Regenfälle die Häufigkeit von Erdbeben beeinflussen können.

Die Geologen um Laurent Bollinger werteten eine Datenbank aller Erdbeben in Nepal zwischen 1995 und 2005 aus. Dabei stellten sie fest, dass in den regenreichen Sommermonaten etwa vierzig Prozent weniger Erdstöße aufgetreten waren als im Winter. Betrachteten sie ausschließlich stärkere Beben, traten die jahreszeitlichen Unterschiede noch deutlicher hervor: In diesem Fall verzeichneten die Forscher im Sommer sogar 63 Prozent weniger Erschütterungen. Zudem stimmte der Zeitraum, in dem die Erde am seltensten zitterte, genau mit der Periode der heftigsten Regenfälle überein.

Erdbeben in der Himalaja-Region entstehen, weil das Gebiet an der Grenze zwischen zwei Kontinentalplatten liegt und sich hier die Indische Platte unter die Eurasische Platte schiebt. Bollinger und seine Kollegen glauben, dass die enormen Wassermassen des Monsuns die Plattenbewegungen und damit auch Erdstöße unterdrücken. Denn wenn auf der oberen Platte ein höheres Gewicht lastet, können die Platten weniger gut gleiten, so die Forscher. Eine alternative Erklärung wäre eine verzögerte erdbebenfördernde Wirkung des Wassers: Es sickert durch die Gesteinsklüfte bis zu den Plattengrenzen in etwa zehn Kilometern Tiefe und bildet dabei eine Art Ölfilm, auf dem die Platten besser gleiten können. Jedoch benötigt das Wasser bis zu sechs Monate, die Erdkruste zu durchdringen, weshalb der Effekt erst im Winter auftritt, so die Wissenschaftler.

Bollinger hält die zweite Theorie allerdings für unwahrscheinlich. „Das wäre ein großer Zufall, wenn das durchsickernde Wasser immer genau dann sein Ziel erreicht, wenn im Winter die meisten Erbeben auftreten“, erklärt der Geologe. Deshalb seien die Gewichtsschwankungen durch die Monsunregenfälle die wahrscheinlichere Ursache für die jahreszeitlichen Unterschiede der seismischen Aktivität. In weiteren Untersuchungen wollen die Forscher ihre Hypothese nun ausbauen und stärken.

Bereits in früheren Untersuchungen in den Alpen hatten deutsche Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen heftigen Niederschlägen und erhöhter seismischer Aktivität nachgewiesen. Ihren Ergebnissen nach erhöht der Regen jedoch die Häufigkeit von Erbeben, indem der steigende Wasserdruck in den Gesteinsporen Erdstöße auslöst.

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New-Scientist, Onlinedienst Originalarbeit der Forscher: Laurent Bollinger (Französische Kommission für Atomenergie, Bruyères-le-Châtel) et al.: Geophysical Research Letters, Online-Vorabveröffentlichung, Bd. 34, L08304 ddp/wissenschaft.de ? Claudia Hilbert
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