Seit 2007 ist ein Deutschland und vielen anderen Ländern ein Impfstoff zugelassen, der gegen vier HPV-Varianten schützt – HPV-16 und 18, die Auslöser von Gebärmutterhalskrebs, und HPV-6 und 11, die vor allem Genitalwarzen und Krebs an Mund und Kehlkopf hervorrufen. Wird er jungen Mädchen verabreicht, bevor sie sich mit einem dieser Viren infizieren, soll er sie mit einer Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent vor Krebs schützen. In Deutschland ist diese Impfung gegen HPV für Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren seit 2006 kostenlos, in Australien werden seit 2007 Schülerinnen zwischen 12 und 13 Jahren im Rahmen eines staatlichen Vorsorgeprogramms mit der Vierfach-Vakzine geimpft.
Misstrauen und Impfmüdigkeit in Deutschland
Da sich Gebärmutterhalskrebs und andere Tumore erst rund zehn Jahre nach Infektion mit den Viren ausbilden, gibt es bisher allerdings nur eingeschränkte Daten zur langfristigen Wirksamkeit der Impfung. Einige Fälle unklarer Nebenwirkungen sorgten zudem vor allem in der Anfangszeit in Deutschland für Besorgnis und Kritik. Den Gesundheitsbehörden wurde unterstellt, die Impfung schönzureden und Risiken zu verschleiern. Zwar wurden diese Vorwürfe widerlegt, dennoch nutzt in Deutschland heute weniger als ein Drittel aller jungen Mädchen die Möglichkeit, sich gegen HPV impfen zu lassen.
Anders in Australien: Dort liegt die Impfrate seit Beginn des Impfprogramms bei rund 80 Prozent. Dies lieferte Hammad Ali von der University of New South Wales und seinen Kollegen beste Möglichkeiten, die Effekte der Impfung auf einen schnell messbaren Faktor – die Genitalwarzen – in einer großangelegten Studie zu untersuchen. Dafür akquirierten sie Daten von insgesamt 85.770 Patienten, die zwischen 2004 und 2011 acht Zentren für Geschlechtskrankheiten aufgesucht hatten. 2.394 Frauen und 5.292 Männer litten unter Genitalwarzen. Die Forscher prüften, ob sich die Häufigkeit dieser Erkrankung bei Geimpften und nicht-Geimpften und in den verschiedenen Altersgruppen unterschied.
“Außerordentlicher Erfolg”
Das Ergebnis: Bei den Frauen, die als Mädchen gegen HPV geimpft worden waren, gab es keinen einzigen Fall von Genitalwarzen. “Wir waren davon sehr überrascht, denn einige dieser Frauen hatten von den erforderlichen drei Impfungen sogar nur eine oder zwei bekommen”, sagen Ali und seine Kollegen. Das zeige, dass die Impfung eine 100-prozentige Effektivität gegen die Krankheiten besitze, die durch HPV-6 und 11 ausgelöst werden. Und auch die jungen Männer profitierten indirekt, wie die Daten zeigten: Bei den unter 21-Jährigen sank die Häufigkeit von Genitalwarzen um mehr als 80 Prozent. Das sei höchstwahrscheinlich auf die sogenannte Herdenimmunität zurückzuführen, erklären die Forscher. Sind in einer Bevölkerung viele Menschen gegen einen Erreger geimpft, sinkt auch für die ungeimpften das Risiko, mit einem Überträger in Kontakt zu kommen. Als Folge stecken auch sie sich seltener an. Dieses Prinzip funktioniert aber nur, wenn ein ausreichender Anteil der Population durch Impfung geschützt ist.
Nach Ansicht der Forscher belegen ihre Ergebnisse, dass die Impfung gegen vier HPV-Varianten zumindest für den Schutz gegen Genitalwarzen extrem effektiv ist. Ob dies auch für die von den Viren ausgelösten Krebserkrankungen gelte, müsse man abwarten. Ali und seine Kollegen sehen aber eine reale Chance, durch konsequente Impfprogramme diese Humanen Papillomaviren unter jungen Australiern sogar komplett auszurotten. Die australische Regierung hat auf die positiven Ergebnisse bereits reagiert und in diesem Jahr ein kostenloses Impfprogramm auch für 12- bis 13-jährige Jungen gestartet. In einem begleitenden Kommentar bezeichnet der britische Mediziner Simon Barton, Leiter der Abteilung für sexuelle Gesundheit und HIV am Westminster Foundation Trust, das australische Impfprogramm als “außerordentlichen Erfolg”. Er hält es für durchaus möglich, dass sich zukünftig durch solche Programme die meisten genitalen Krebsarten und 60 Prozent aller Kopf und Mundtumore vermeiden lassen.