Fünf Jungen im Alter von 10 bis 14 Jahren wurden für die Behandlung ausgewählt. Drei der jungen Patienten hatten durch ein Hüfttrauma große Verletzungen an der Harnröhre erlitten, zwei Patienten hatten bereits gescheiterte Operationen an der Harnröhre hinter sich. In einem ersten Schritt entnahmen die Ärzte den Jungen bei einer Blasenbiopsie eine kleine Gewebeprobe. Daraus isolierten sie Muskelzellen und sogenannte Epithelzellen – eine Zellart, die innere und äußere Körperoberflächen bedeckt und zum Beispiel in der Haut und in Schleimhäuten vorkommt. Diese Zellen ließen die Forscher über drei bis sechs Wochen im Labor wachsen und setzten sie danach auf ein dreidimensionales Gerüst, das wie eine Harnröhre geformt war. Dabei platzierten sie die Muskelzellen auf die Außenseite und die Epithelzellen auf der Innenseite – ganz so, wie es bei natürlichen Harnröhren der Fall ist. Die Gerüste selbst waren biologisch abbaubar und individuell geformt: Sie entsprachen den jeweilig beschädigten Abschnitten der Harnröhre jedes Patienten. Nach sieben Tagen waren die Harnröhrengerüste mit den entsprechenden Zellen überwachsen, und die Ärzte ersetzten in einer Operation den beschädigten Teil der alten Harnröhre durch die individuell geformte, neue Harnröhre.
Wiederholte umfangreiche Untersuchungen über die kommenden sechs Jahre zeigten, dass die neuen Harnröhren in Gewebe und Funktion normalen Harnröhren praktisch vollständig entsprachen. Damit könnte sich diese neue Behandlungsmethode als gute Alternative zu herkömmlichen Verfahren anbieten, die eine hohe Fehlerrate haben, schließen die Forscher. Es seien jedoch weitere, größer angelegte Studien nötig. Da sich die Harnröhren von Kindern und Erwachsenen unterscheiden, könnten die Ergebnisse auch nicht eins zu eins auf Erwachsene übertragen werden.