Nach einem gewonnen Wettkampf steigt bei Männern mit besonders männlichen Gesichtszügen der Testosteronspiegel im Blut stärker an als bei weniger maskulinen Typen. Das haben Forscher um Nicholas Pound von der Brunel Universität in Uxbridge in Großbritannien herausgefunden. Der Blick in ein Männergesicht könnte daher verraten, wie sein Hormonsystem arbeitet, erklären die Wissenschaftler. Möglicherweise lasse sich daher von einem sehr maskulinen Gesicht auf einen erfolgreichen Mann schließen.
Die Forscher bestimmten die Männlichkeit der Gesichtszüge von 57 Männern. Dazu maßen sie Proportionen der Gesichter aus, die stark mit dem Geschlecht der Person zusammenhängen wie zum Beispiel die Größe der Augen und des Kinns oder die Position der Augenbrauen. Die Männer bekamen anschließend Informationen über Sumoringer und sollten entscheiden, welcher der Ringer in den folgenden sechs Sumokämpfen gewinnen wird. Im Anschluss an die Vorhersage sahen die Teilnehmer ein manipuliertes Video, das den Ausgang der Kämpfe zeigte. 47 der 57 Männer erfuhren dadurch, dass sie in fünf von sechs Fällen richtig gelegen hatten. Zehn Männer einer Vergleichgruppe bekamen hingegen die Rückmeldung, nur einmal richtig getippt zu haben. Vor und nach dieser Aufgabe gaben die Männer Blut- und Speichelproben ab, aus denen die Forscher den Testosteronspiegel bestimmten.
Während sich der Testosteronspiegel bei den Verlierern bei der Wettkampfaufgabe nicht veränderte, stiegen die Testosteronwerte der Gewinner nach dem Wettkampf an. Dieser Anstieg war bei den Männern mit maskulineren Gesichtszügen am stärksten. Vor dem Versuch hatte die Männlichkeit der Gesichter in keinem Zusammenhang zum Testosteronspiegel gestanden.
Testosteron kann die Gesichtsform beeinflussen. Männer, bei denen es häufiger zu einem Anstieg des Testosteronspiegels kommt, haben daher möglicherweise auch maskulinere Gesichtszüge. Im wahren Leben ist der Ausgang eines Wettkampfs nicht vorherbestimmt, sondern hängt auch von den Fähigkeiten des Mannes ab. Der gefundene Zusammenhang könnte also dafür sprechen, dass Erfolg auch das Gesicht eines Mannes prägt.
Nicholas Pound (Brunel Universität in Uxbridge) et al.: Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, DOI: 10.1098/rspb.2008.0990. ddp/wissenschaft.de ? Sonja Römer