Was genau die Krankheit auslöst, ist noch nicht vollständig verstanden. Bekannt ist lediglich, dass Frauen ungefähr doppelt so häufig betroffen sind wie Männer und die Krankheit in etwa 85 Prozent der Fälle spontan auftritt. Bei den restlichen 15 Prozent der Betroffenen scheinen genetische Faktoren in Kombination mit Umwelteinflüssen eine entscheidende Rolle zu spielen. So haben Kinder beispielsweise ein zwanzigfach erhöhtes MS-Risiko, wenn ein Elternteil betroffen ist. Vermittelt wird die Veranlagung jedoch wohl nicht durch ein einzelnes Gen, sondern eher durch eine komplexe Wechselwirkung mehrerer Erbgutabschnitte.
Genau das könnte nach Ansicht der Forscher um Orhun Kantarci auch der Grund dafür sein, dass Kinder die Krankheit eher von ihren Vätern erben: Da Männer widerstandsfähiger gegen MS zu sein scheinen als Frauen, tragen tatsächlich erkrankte Männer wahrscheinlich mehr von den genetischen Faktoren in ihrem Erbgut, die zum Ausbruch der Krankheit führen ? und dadurch steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Veranlagung an ihre Kinder weitergeben. Dabei muss es sich nach Ansicht der Forscher nicht einmal um eine klassische Vererbung nach den Mendelschen Regeln handeln. Genauso käme eine so genannte epigenetische Vererbung infrage, bei der eine Art genetischer Schaltplan zusätzlich zum eigentlichen Erbgut weitergegeben wird. Der genaue Zusammenhang müsse nun in weiteren Studien geklärt werden, so die Forscher.