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Ernstes Kichern

Erde|Umwelt

Ernstes Kichern
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Zwei Tüpfelhyänen streiten sich um ein Antilopen-Rückgrat: Durch ihr charakteristisches Lachen signalisiert bei Auseinandersetzungen um Nahrung das ranghöhere Tier seine Dominanz. Foto: Theunissen et al., BMC Ecology
Mit ihren charakteristischen Lachlauten verrät die Tüpfelhyäne ihr Alter, ihre Position im Rudel und ihre Identität. Das haben US-Forscher herausgefunden, die in einem Clan von 26 Hyänen 695 Lautäußerungen und ihren Kontext analysiert haben. Über feine Nuancen in der Tonhöhe und -länge sowie durch die Klangfarbe etablieren und bestätigen die Raubtiere ihre soziale Hierarchie. Das Lachen spielt zudem eine Rolle als Hilferuf in Gefahrensituationen, wenn beispielsweise ein einzelnes Rudelmitglied in Konflikt mit Löwen gerät.

Vor allem Primaten und Vögel besitzen eine ausgeprägte Fähigkeit, über die Interpretation von Lautäußerungen die Beziehungen anderer Artgenossen zu beurteilen. In diese Gruppe gehört nun nach der Studie der Wissenschaftler um Frédéric Theunissen von der University of California in Berkeley auch die Tüpfelhyäne. “Mit ihrem Lachen liefert sie einem zuhörenden Rudelmitglied eine genaue Einschätzung ihres Sozialstatus. Dadurch definieren die Hyänen ihre Vorrechte beim Fressen oder sie organisieren ihre Jagdaktivitäten”, erklärt Theunissen. Die Rudel von Tüpfelhyänen können bis zu 90 Mitglieder zählen, sind komplexe strukturiert und werden von dominanten Weibchen angeführt.

Untersucht wurde ein Rudel mit 14 Weibchen und zwölf Männchen in der Feldforschungsstation der Universität in Berkeley. Herkunftsland der Tiere ist Kenia. Über vier Tage wurde zunächst das Lautrepertoire der einzelnen Clan-Mitglieder in verschiedenen Situationen wie der Fütterung aufgenommen. Auf Basis dieser präzisen Analyse konnten die Individuen bei ihrem Verhalten im Rudel beurteilt werden. Die statistische Analyse berücksichtigte 13 verschiedene Kriterien. Die längsten Laute unter den 695 Aufnahmen dauerten vier Sekunden und umfassten 28 Noten, die kürzeste Informationsübermittlung geschah in 200 Millisekunden mit zwei unterschiedlichen Tönen.

Durch die Tonhöhe des Lachens offenbart eine Hyäne ihr Alter. So ist das Lachen eines zweijährigen Tiers um ein Drittel höher als das eines 20-Jährigen. Die Männchen kommunizieren generell über höhere Töne als die Weibchen. Variationen in der Notenfrequenz verraten, ob ein Mitglied im Clan eine dominante oder untergeordnete Rolle einnimmt. In der Klangfarbe definiert eine Hyäne ihre Individualität, was bisher vor allem bei Pinguinen, Seebären und Möwen beobachtet worden ist.

Das Lachen dürfte auch ein Zeichen von Frustration sein und als Hilferuf eingesetzt werden. “Löwen machen Hyänen oft die Beute streitig und nur ein ganzes Rudel kann mehreren Löwen die Nahrung wieder abjagen”, erklärt Theunissen. Mit ihrem Lachen ruft eine einzelne Tüpfelhyäne Verbündete herbei. Durch die genaue Identifizierung des Individuums erkennt der Informationsempfänger sofort, wer in Gefahr schwebt. “Er entscheidet dann nach den Kriterien Alter und Rang, ob er zu Hilfe eilt oder den Ruf ignoriert”, erläutert Theunissen.

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Frédéric Theunissen (University of California, Berkeley) et al.: Online-Ausgabe BMC Ecology ddp/wissenschaft.de ? Rochus Rademacher
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