Lebensräume wie etwa Moore, artenreiche Magerwiesen, naturnahe Laubwälder und Gebirgslebensräume bieten ihren Bewohnern die für sie nötigen Lebensbedingungen und stellen das ökologische Rückrat der biologischen Vielfalt dar. Während jedoch die Bedrohung der Tier- und Pflanzenarten in Roten Listen erfasst ist, gab es solche Aufstellungen für Habitate bisher nicht. „Wie es um die Gefährdungssituation ganzer Lebensräume und der in ihnen vorkommenden Artengemeinschaften bestellt ist, ist viel schlechter erforscht“, erklärt Franz Essl von der Universität Wien.
Um das zu ändern, haben 300 Forscherinnen und Forscher im Auftrag der EU-Kommission Daten zur Gefährdung von 490 Lebensräumen in Europa gesammelt und bewertet. Ihre Ergebnisse fassen sie in der ersten Roten Liste gefährdeter Lebensräume in Europa zusammen. „Erstmals ist nun schwarz auf weiß belegt, wie es um Gefährdung von Lebensräumen in Europa bestellt ist, und wo der größte Handlungsbedarf liegt“, fasst David Paternoster von der Universität Wien zusammen.
Moore und Wiesen am stärksten gefährdet
Das Fazit ist erschreckend: Mehr als ein Drittel aller Lebensräume sind in Europa gefährdet. Am größten ist die Gefährdung von Mooren, von denen drei Viertel auf der Roten Liste als bedroht angeführt sind. Dramatisch ist aber auch die Situation bei den verschiedenen Wiesentypen, bei denen mehr als die Hälfte unter die drei höchsten Gefährdungskategorien fallen, wie die Forscher berichten. Weniger bedroht sind dagegen Wälder, Heide- und Buschland sowie nur spärliche bewachsene Lebensräume.
In den Seen-, Fluss- und Küstenlebensräumen seht es ebenfalls bedenklich aus: Fast jeder zweite Lebensraumtyp ist hier gefährdet, wie die Biologen berichten. Hauptursachen für die Bedrohung der Süßwasserhabitate sind neben Verschmutzung und Trockenlegung auch die zunehmende Besiedelung durch invasive Arten. Bei den Küstenlebensräumen ist es vor allem die zunehmende Bebauung und Infrastruktur, die die Refugien für Tiere und Pflanzen bedroht.
Gefährdung verschiedener Lebensraumtypen in Europa (Grafik: EU-Kommission)
Nach Ansicht der Forscher sind die nötigen Konsequenzen klar: Der Schutz von Lebensräumen in Europa muss verstärkt werden. „Das europäische Schutznetzwerk Natura 2000 muss strikter umgesetzt werden, um den weiteren Rückgang artenreicher Lebensräume zu verhindern“, erklärt Essl. Darüber hinaus sollte jedoch auch außerhalb von Schutzgebieten der Naturschutz gestärkt werden, indem die Landwirtschaftspolitik noch stärker als bisher Naturschutzaufgaben berücksichtigt und der ungehemmte Flächenverbrauch gebremst wird.
Quelle: Universität Wien, Rote Liste der Lebensäume zum Herunterladen