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Evolution im Zeitraffer

Erde|Umwelt

Evolution im Zeitraffer
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Laichende Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss)
Zoologen haben herausgefunden, warum Regenbogenforellen aus Zuchtteichen sich in freier Wildbahn schlechter vermehren als ihre in der Natur geborenen Artgenossen: Bereits nach einer Generation passen sich die Tiere an die Bedingungen der Zuchtteiche an und büßen dabei Eigenschaften ein, die fürs Überleben in der freien Wildbahn wichtig sind. Die Schnelligkeit dieses evolutionären Prozesses überraschte sogar die Wissenschaftler.

Setzen Züchter in Gefangenschaft geborene Regenbogenforellen ( Oncorhynchus mykiss) in der freien Wildbahn aus, haben die Tiere, die in Zuchtteichen geboren wurden, einen geringeren Fortpflanzungserfolg im Vergleich zu ihren wilden Artgenossen. Zoologen der Oregon State University haben nun den Grund für dieses Phänomen entdeckt: Die Fische passen sich schon innerhalb einer Generation genetisch an die Bedingungen in einer Zuchtanlage an. ?Wir haben erwartet, dass wir diese Veränderungen erst nach vielen Generationen sehen würden,? sagt Mark Christie, der Oregon State University in Corvallis, ?dies innerhalb einer Generation zu sehen, war erstaunlich.? Christie und seine Kollegen erklären die schnelle Evolution damit, dass in den Zuchtanlagen tausende von Jungtieren schlüpfen, von denen nur die Jungtiere, deren Eigenschaften zu den Bedingungen in den Fischteichen passen, überleben. Diese Selektion spiegelt sich dann in den Erbanlagen der Fische wider und erleichtert ihnen Überleben und Fortpflanzung in den Zuchtteichen. Christie geht davon aus, dass die Anpassung an die Zuchtteiche dazu führt, dass andere Eigenschaften, die in der freien Wildbahn wichtig sind, um sich erfolgreich fortzupflanzen, verloren gehen.

Regenbogenforellen stammen ursprünglich aus Nordamerika, da sie sich jedoch gut zur Zucht eigenen und ein beliebter Speisefisch sind, sind die Tiere mittlerweile auch bei uns in Gewässern anzutreffen. Die Zoologen der Oregon State University verglichen in ihren Untersuchungen den Fortpflanzungserfolg gezüchteter und wilder Regenbogenforellen aus dem Hood River in Oregon. Die Regenbogenforelle des Hood River sind Wanderfische. Nach dem Schlüpfen wandern sie in den Pazifischen Ozean, zum Laichen kehren sie wieder zurück. Mit Hilfe eines gentischen Stammbaums wiesen Christie und seine Kollegen nach, dass Selektion durch Haltung der Tiere in Zuchtteichen zu einer genetischen Anpassung der Fische führt. Dabei stellten Christie und seine Kollegen fest, dass Nachkommen von Zuchtfischen einen fast doppelt so großen Fortpflanzungserfolg aufweisen wie wilde Regenbogenforellen, wenn beide in Gefangenschaft unter den gleichen Bedingungen laichen.

Für Wiederansiedlungsprogramme von bedrohten Fischarten haben die Ergebnisse von Christie und seinen Kollegen eine hohe Brisanz, denn die Anpassung an die Fischzuchtanlagen kann Wiederansiedlungspläne zum Scheitern bringen. Um vom Aussterben bedrohte Fischpopulationen wieder zu stabilisieren, werden weltweit Tiere ausgesetzt, die in Zuchtteichen geboren sind. Wie die Studie von Christie zeigt, sind die Nachkommen dieser Fische jedoch genetisch vorgeprägt und können sich darum in der freien Wildbahn schlechter vermehren. Die Forscher versuchen darum nun die genauen Gründe für die schnelle Evolution herauszufinden, um die Anpassung zu verlangsamen. Außerdem werden die Forscher ein Augenmerk drauf haben, ob nur die Regenbogenforelle zur Evolution im Zeitraffer fähig ist oder auch andere Fischarten.

Mark R. Christie (Oregon State University, Corvallis) et al.: PNAS, doi:10.1073/pnas.1111073109 © wissenschaft.de – Maria Georgi
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