Die Forscher konstruierten nun ein Virus, das das Gen für die bei vielen rotgrünblinden Menschen fehlenden L-Zäpfchen enthielt und injizierten es den farbenblinden Tieren. Nach 20 Wochen deutete sich an, dass die Affen langsam Rot- und Grüntöne voneinander unterscheiden konnten. Die Forscher testeten die Tiere täglich mit Hilfe von Bildern aus verschieden großen Punkten, in denen ein Muster versteckt ist, das die Tiere nur erkennen, wenn sie die Farbtöne der Punkte unterscheiden können. Das Unterscheidungsvermögen der Tiere nahm immer mehr zu. Ihre Zellen hatten also begonnen, den fehlenden Zäpfchentyp zu produzieren und die neue Information wurde vom Gehirn verarbeitet, als ob die Affen die Farben schon immer unterschieden hätten. „Das zeigt, wie flexibel das visuelle System ist. Es kann die Signale der neuen Zäpfchen fast sofort umsetzen“, kommentiert Gerald Jacobs, Psychologe an der Universität von Kalifornien, die Studie.
Auf gleiche Weise könnte künftig auch die Farbenblindheit beim Menschen geheilt werden. Die Forscher erklären, sie hätten schon bei den Affen das menschliche Gen verwendet, damit es im Erfolgsfall gleich in klinischen Studien eingesetzt werden könne. Doch die Anwendungsbereiche der Methode gehen noch weiter: Einige Formen angeborener Blindheit entstehen auf ähnliche Weise wie die Rot-Grün-Blindheit und könnten möglicherweise gleich behandelt werden. Zudem könne an der Gentherapie nachvollzogen werden, wie sich die Evolution des Farbensehens bei den Vorfahren des Menschen abgespielt hätte, schreiben die Forscher. Zwei schon bestehende Zäpfchentypen seien im Lauf der Entwicklung durch einen dritten ergänzt worden. Der ganze Verarbeitungsapparat im Gehirn hätte damals schon bestanden und die neuen Informationen ganz einfach übernommen.