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Faule Navigationskünstler

Erde|Umwelt

Faule Navigationskünstler
Fledermäuse werten für die Orientierung in einer bekannten Umgebung nicht alle Signale ihres Echolots aus, sondern verlassen sich auf charakteristische Landschaftsmerkmale. Deren Anordnung ist in Form einer dreidimensionalen, akustischen Karte im Kopf der fliegenden Säuger abgespeichert, hat ein dänisch-amerikanisches Forscherteam entdeckt. Verändern sich diese Orientierungspunkte, irritiert das die Fledermäuse so sehr, dass sie zum Teil sogar gegen Objekte prallen. Erst nach und nach lernen die Tiere, sich auch in der veränderten Umgebung zurechtzufinden.

Die Forscherinnen brachten einer Reihe Großer Brauner Fledermäuse ( Eptesicus fuscus ) bei, in völliger Dunkelheit ein Loch in einem feinen Netz zu finden, hinter dem eine saftige Mahlzeit wartete. Erleichtert wurde den Tieren die Aufgabe durch ein Kamerastativ, das direkt neben dem Loch stand und als akustisches Landschaftsmerkmal diente. Während die Fledermäuse versuchten, das Futter zu lokalisieren, zeichneten die Wissenschaftler ihre Bewegungen und parallel dazu die verwendeten Ultraschallrufe auf.

Solange sich das Stativ neben dem Loch befand, hatten die Fledertiere keine Probleme, den Durchgang zu finden, zeigte die Auswertung. Das galt auch dann, wenn sich Loch und Stativ an einer anderen als der erlernten Position befanden – allerdings nur so lange, wie der Abstand zwischen beiden gleich gehalten wurden. Verschoben die Wissenschaftler dagegen entweder Stativ oder Loch, gelang es den Fledermäusen nicht mehr, die Lücke zu finden: Sie flogen direkt neben dem Stativ ins Netz oder untersuchten intensiv die Umgebung um die Markierung herum.

Die Fledermäuse sendeten die ganze Zeit über Ultraschallrufe aus, berichten die Forscher. Offenbar ignorierten sie jedoch die schwächeren Echos vom Netz und verließen sich ausschließlich auf die starken Schallreflexionen vom Stativ. Fehlte dieses charakteristische Merkmal vollständig, lernten die Tiere jedoch nach und nach, das Loch auch ohne Stativ zu finden ? wahrscheinlich, indem sie sich neue Markierungen wie die Mikrofone auf dem Boden suchten, vermuten die Forscher. Im natürlichen Lebensraum spielen diese akustischen Merkmale für die Fledermäuse nach Ansicht der Forscher zwar eine wichtige Rolle, werden jedoch noch durch andere Sinneseindrücke wie den Sehsinn und möglicherweise auch den Tastsinn ergänzt.

Marianne Egebjerg Jensen ( Universität von Süddänemark, Odense) et al.: Journal of Experimental Biology, Bd. 208, S. 4399 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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Flug|asche  〈f. 19〉 durch Rauchgase mitgenommene u. vom Wind verteilte, feine Asche in der Luft

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