Wenn Finger über eine Oberfläche streichen, erzeugt die Riffelung der Fingerspitze Vibrationen auf der Haut, wodurch winzige Unebenheiten spürbar werden. Das haben französische Forscher anhand eines künstlichen Tastsensors gezeigt. Ein künstlicher Fingerabdruck aus Gummi verstärkte Vibrationen in einer Frequenz, die von Sinneszellen in den Fingerkuppen besonders gut wahrgenommen wird.
Menschliche Finger können grobe Strukturen erspüren, weil sich die Haut verformt, wenn sie etwas berührt. Sie können aber auch feinste Unebenheiten ertasten, die kleiner sind als einen fünftel Millimeter ? durch sanftes Streichen über eine Oberfläche. An dieser Fähigkeit beteiligt sind die sogenannten
Vater-Pacini-Körperchen. Diese Nervenzellen können vor allem Vibrationen wahrnehmen.
Die Forscher bauten einen künstlichen Tastsensor von der Größe eines Fingers, um den Wahrnehmungsvorgang genauer zu untersuchen. Der Sensor bekam eine Gummikappe mit einer Riffelung, die menschlichen Fingerabdrücken entsprach. Wenn der Sensor über eine Oberfläche strich, verstärkte diese Riffelung die entstehenden Vibrationen in einer Frequenz, die von der Streichgeschwindigkeit abhängt. Bei einer Geschwindigkeit, mit der ein Mensch eine unbekannte Oberfläche abtasten würde, fiel die Frequenz genau in das Spektrum, das Vater-Pacini-Körperchen besonders gut wahrnehmen können. Mit einer glatten Gummikappe trat der Effekt wie erwartet nicht auf.
Julien Scheibert (CNRS-ENS-Universität, Paris) et al.: Science (DOI: 10.1126/science.1166467) ddp/wissenschaft.de ?Martin Rötzschke