Giftschlangen sind viel weiter verbreitet als bislang angenommen. Weltweit gibt es nicht nur um die 250, sondern tatsächlich eher an die 2.700 giftige Arten. Das berichtet ein internationales Forscherteam in der Fachzeitschrift Rapid Communications in Mass Spectrometry (Bd. 17, S. 2047). Damit produzieren vermutlich auch viele bisher als vollkommen ungiftig eingestufte Schlangen, die als Haustiere in Terrarien leben, möglicherweise Gift, sagen die Wissenschaftler.
Schlangen erfanden in der Evolution das Gift wesentlich früher als gedacht, fanden Bryan Grieg Fry von der Universität Melbourne und seine Kollegen in ihrer Untersuchung tausender von Reptilien heraus. Das Schlangengift entstand dabei nur ein einziges Mal, vor ungefähr hundert Millionen Jahren. “Die ersten Giftschlangen entwickelten sich aus riesigen im Sumpf lebenden Wesen, die den heutigen Anakondas ähneln”, vermutet Fry. “Sie brauchten eine neue Methode zum Töten ihrer Beute, als sie ihre schweren Muskeln aufgaben, um schneller und athletischer zu werden.”
Der Ursprung des Schlangengiftes liegt den Studien zufolge weitaus länger zurück als das Auftauchen heute als ungiftig eingestufter Schlangen. Daher vermutete Fry, dass auch diese als harmlos geltenden Schlangen noch Gift produzieren. Tatsächlich isolierten die Forscher während ihrer Untersuchungen beispielsweise bei als absolut ungiftig eingestuften Nattern ein Gift, das dem der Kobra ähnelt.
“Meine Forschungen zeigen, dass eine ausgedehnte Anzahl von Schlangen, die üblicherweise als Haustiere gehalten werden, in der Tat giftig sind”, sagt Fry. Doch gefährlich müssen diese Reptilien nicht unbedingt sein ? wenn sie kaum aggressiv sind oder ein nur leichtes Gift haben, stellen sie keine große Bedrohung dar.
ddp/bdw ? Cornelia Pfaff