Eine weiterentwickeltes Verfahren macht die HIV-Diagnose zuverlässiger: Wird in der Blutprobe anstatt nach Antikörpern gegen den Aids-Erreger nach Spuren von dessen Erbsubstanz RNA gesucht, können HIV-Infektionen nachgewiesen werden, die sonst unentdeckt geblieben wären. Für den Test muss dabei die RNA aus der Blutprobe im Labor vervielfältigt werden. Der Mediziner Frances Priddy von der Emory-Universität in Chapel Hill (USA) berichtete über seine Untersuchung auf der Forschungskonferenz Retroviruses and Opportunistic Infections in Boston.
Ist der menschliche Körper mit HI-Viren infiziert, produziert das Immunsystem Antikörper, die den Aids-Erreger attackieren sollen. Die etablierten HIV-Tests sind sehr empfindlich auf diese Antikörper. Da im frühen Stadium der Infektion aber noch keine oder nur wenige Antikörper im menschlichen Blut vorhanden sind, kann es so genannte falsch-negative Diagnosen geben. Hier setzt Frances Priddy an: Mit der Virusinfektion sind kleinste Mengen der viralen Erbsubstanz sofort im Körper vorhanden. Mit dem Verfahren der so genannten Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) vervielfältigt er die Erbsubstanz auf größere Mengen, bis sie im Reagenzglas nachweisbar sind. Das blinde Fenster bisheriger HIV-Tests von bis zu zwölf Wochen nach einer Infektion kann damit weitestgehend geschlossen werden.
In einem 15-monatigen Untersuchungszeitraum testeten die Mediziner 2200 Personen auf HIV mit der klassischen Antikörpermethode und dem PCR-Verfahren. 66 Personen waren HIV positiv nach der Antikörperdiagnose, vier weitere fand die Vervielfältigung des Erbguts. Damit konnten sechs Prozent mehr HIV-Infektionen sicher diagnostiziert werden. Der klinische Forscher plädiert daher dafür, die Antikörpertests um die Erbgut-Vervielfältigung zu ergänzen. Zur Überwachung von Bluttransfusionen ist diese Technik bereits vorgeschriebener Standard in den USA und Deutschland.
ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer