In ihrer aktuellen Studie untersuchten Strother und sein Team, wie schnell und gut Versuchspersonen Gesichter und Tiere erkennen, wenn diese auf ein Gewirr von Linien projiziert werden. An der Untersuchung nahmen sechs Männer und sechs Frauen im Alter von 21 bis 40 Jahren teil. In jedem Durchgang bewegten sich die gezeichneten Umrisse der Tiere oder Gesichter zunächst drei Sekunden lang auf dem Bildschirm, anschließend blieben sie entweder richtig herum oder auf dem Kopf stehen. Die Probanden hatten die Aufgabe, immer dann einen Knopf zu drücken, wenn sie die Figur nicht mehr erkennen konnten. Parallel wurde ihre Gehirnaktivität im Magnetresonanztomographen (MRT) aufgezeichnet.
Aufrechte Gesichter behielten die Teilnehmer deutlich länger im Auge als Gesichter, die auf dem Kopf standen. Der gleiche Effekt zeigte sich auch für die Zeichnungen von Tieren. Gleichzeitig waren auch verschiedene Areale des visuellen Systems länger aktiv, wenn die Zeichnungen aufrecht zu sehen waren. Dazu gehörten der sogenannte seitliche Hinterhauptslappen (laterales okzipitales Areal) und zwei Gebiete, die spezifisch auf Gesichter reagieren: das fusiforme und das okzipitale Gesichtsareal. Darüber hinaus stellten Strother und seine Kollegen fest, dass auch Regionen des Sehsystems, in denen die visuellen Reize als erstes verarbeitet werden, bei aufrechten Figuren länger aktiv sind. Das bedeutet ihrer Meinung nach, dass die frühe Verarbeitung der Sehreize von übergeordneten visuellen Arealen beeinflusst wird.
Nicht nur Gesichter, sondern auch Tiere seien in der Umwelt normalerweise aufrecht zu sehen, schreiben Strother und sein Team. Daher sei es biologisch sinnvoll, wenn sie in dieser Ausrichtung schnell und leicht erkannt werden könnten. In zukünftigen Studien wollen die Forscher nun untersuchen, wie die Präferenz für aufrechte Figuren durch Wissen und Erfahrung beeinflusst wird.