Schon seit Jahrhunderten wechseln Bauern bei der Feldbestellung die jeweiligen Nutzpflanzen ab. Diese Fruchtfolge hilft dabei, den Boden fruchtbar zu erhalten und verhindert, dass sich Krankheiten und Schädlinge zu stark ausbreiten. Diese schon seit dem Mittelalter gebräuchliche Praxis hat auch in Zeiten moderner Landwirtschaft nicht ausgedient. Oft werden Weizen, Raps Gerste und andere Feldfrüchte abgewechselt oder Zwischenfrüchte wie Lupinen, Luzerne und andere Hülsenfrüchte zur Bodenverbesserung angebaut.
Auf die Fruchtfolge kommt es an
Doch wie sich jetzt zeigt, hat die Fruchtfolge auch eine Auswirkung auf die Klimabilanz einer Feldfrucht – und damit auch auf die Ökobilanz von Lebensmitteln wie Brot und Milch oder auch von Biokraftstoffen. Herausgefunden haben dies Gerhard Brankatschk und seine Kollegen von der TU Berlin, als sie die Klimabilanzen verschiedener landwirtschaftlicher Produkte unter Einbezug der Fruchtfolge untersuchten.
Konkret betrachtete er die CO2-Bilanz von Brot aus Weizen, Milch von Kühen und Biodiesel aus Raps sowie Bioethanol aus Stroh – sowohl mit Fruchtfolge beim Anbau als auch ohne. „Erstmals können wir nun produktbezogene CO2-Fußabdrücke landwirtschaftlicher Erzeugnisse berechnen, die in Fruchtfolgesystemen angebaut wurden“, erklärt Brankatschk.
Bis zu 22 Prozent weniger CO2
Das Ergebnis: Ein Anbau in Fruchtfolgen kann die CO2-Bilanzen von Brot, Milch und Biodiesel erheblich verbessern. Der CO2-Fußabdruck von Weizenbrot beispielsweise sank um elf Prozent, wenn das Getreide nicht in Monokultur, sondern in Fruchtfolge angebaut wurde. Bei Kuhmilch und dem Anbau von Viehfutter lagen die CO2-Einsparungen bei 22 Prozent und bei Biodiesel aus Raps bei 16 Prozent, wie die Forscher ermittelten.
Das aber bedeutet: Die Art des Anbaus hat einen deutlich größeren Einfluss auf die Klimabilanz landwirtschaftlicher Produkte als bisher angenommen. Die bisher gängigen Klimabilanzen in der Landwirtschaft und vor allem bei der Produktion von Energiepflanzen und Biokraftstoffen müssen daher nach Ansicht der Forscher angepasst werden. „Wenn man die Fruchtfolge ignoriert, dann unterschätzt man die jährlichen Treibhausgas-Einsparungen durch Raps-Biodiesel allein in der EU um 20 Prozent“, so Brankatschk.
„Da die Fruchtfolge weltweit praktiziert wird, sind diese Ergebnisse für alle Regionen der Erde relevant“, betonen die Forscher. Das Wissen um die optimale Fruchtfolge könnte es nun Landwirten erstmals ermöglichen, die CO2-Bilanzen verschiedener Fruchtfolgen zu vergleichen und damit ihre Bewirtschaftungsweise klimatauglich zu optimieren.
Quelle: Technische Universität Berlin, Fachartikel: Agronomy for Sustainable Development, doi: 10.1007/s13593-017-0464-4