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Für die Bewertung von Gerechtigkeit zuständige Hirnregion entdeckt

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Für die Bewertung von Gerechtigkeit zuständige Hirnregion entdeckt
Menschen haben eine natürliche Aversion gegen Ungerechtigkeit: In ihrem Hirn sind bestimmte Teile besonders aktiv, wenn jemand anders behandelt wird als sie selbst. Das haben Forscher aus den USA und Irland entdeckt, als sie die Gehirne von 40 Probanden mit Magnetresonanztomographie überwachten, während die Freiwilligen um Geld spielten. Die Ergebnisse zeigten nun, dass sowohl die Gehirne der Bevorteilten wie auch die der Benachteiligten in bestimmten Regionen eine erhöhte Aktivität zeigten, wenn Ungleichheiten vorhanden waren. Die Abneigung gegen Ungerechtigkeit sei also tatsächlich im menschlichen Gehirn verankert, folgern die Wissenschaftler.

Eine gängige Hypothese in den Sozialwissenschaften besagt, dass Menschen das Bedürfnis haben, ungleiche Verteilungen zu reduzieren, da sie sonst einen Gewinn nicht richtig genießen können. Bisher war jedoch unklar, ob sie dabei vor allem um ihr soziales Image bangen oder ob sie tatsächlich eine Abneigung gegen Ungerechtigkeit haben. Die Wissenschaftler ließen nun 20 Probandenpaare um Geld spielen und beobachteten währenddessen die Aktivität der Nervenzellen im Präfrontalen Cortex und im Striatum ? zweier Hirnregionen, die bei der Verarbeitung und Bewertung von Informationen eine wichtige Rolle spielen. Jeder Spielteilnehmer erhielt 30 Dollar Grundkapital. Danach wurden in jeder Gruppe weitere 50 Dollar verlost, so dass einer der beiden Spieler zu Beginn des Experiments „reich“ und der andere „arm“ war.

Die Forscher beobachteten, dass beide Spieler eigene Gewinne positiv bewerteten. Die Freude über einen Erfolg war für die reichen Probanden aber weniger groß als für die Armen. Spielteilnehmer, die weniger Startkapital erhielten, fielen nur sehr ungern noch weiter hinter ihre Gegner zurück. Sie missgönnten den Reichen Gewinne, auch wenn dieses gewonnene Geld keinen Einfluss auf ihr eigenes Kapital hatte. Umgekehrt schätzten es die reichen Spieler, wenn ihre Gegner ebenfalls gewannen und sich der Abstand zwischen ihren Einnahmen verringerte.

Dieses Muster spiegelte sich auch in der Hirnaktivität der Probanden wider: Die Aktivität in den beobachteten Gehirnregionen armer Spieler war höher, wenn sie selbst Geld erhielten, als wenn die Dollars an ihren Gegenspieler gingen. Bei Personen, die zu Beginn des Spiels viel Geld erhalten hatten, beobachteten die Forscher das umgekehrte Prinzip: Die Hirnaktivität der Reichen war stärker ausgeprägt, falls der Gewinn an den Gegner ging und nicht an sie selbst. Der Präfrontale Cortex und das Striatum reagieren demzufolge auf Ungerechtigkeit, egal ob sie zum eigenen Vorteil oder zum eigenen Nachteil ist, erklären die Wissenschaftler.

John O?Doherty (Rutgers-Universität, Newark) et al.: Nature, doi:10.1038/nature08785 ddp/wissenschaft.de ? Regula Brassel
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