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Gebären unter Lebensgefahr

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Gebären unter Lebensgefahr
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Noch immer sterben in den armen Ländern zu viele Neugeborene (thinkstock)
Der Anfang eines neuen Lebens endet in Entwicklungsländern noch immer allzu oft im Grab: Viele Frauen sterben dort bei der Entbindung, auch die Neugeborenen überleben häufig nicht. Dabei wäre es so leicht, ihr Leben zu retten. Denn damit mehr Geburten gut ausgehen, braucht es nicht etwa teures, modernes medizinisches Equipment. In vielen Fällen fehlt es laut einem aktuellen Bericht schlicht an den einfachsten Dingen: sauberes Wasser, adäquate Toiletten und ein Mindestmaß an Hygiene. Führende Gesundheitsexperten fordern deshalb nun: Es muss sich dringend etwas ändern.

16 Wissenschaftler namhafter Institutionen – darunter Unicef, Water Aid und die London School of Hygiene and Tropical Medicine – rufen in einem gemeinsam veröffentlichten Artikel im Fachmagazin „PLOS Medicine“ zum Handeln auf. Der Zugang zu sauberem Wasser und sanitärer Grundversorgung müsse zumindest in den Gesundheitseinrichtungen der betroffenen Länder gewährleistet werden. Weil das trotz einiger Fortschritte bei der Gesundheitsversorgung nicht der Fall sei, würden Mütter und ihre Babys noch immer zu oft versterben.

Wie schlecht die Situation ist, zeigt zum Beispiel ein Blick nach Tansania: Hier findet weniger als ein Drittel der Geburten in einer Umgebung mit keimfreiem Wasser und grundlegender sanitärer Versorgung statt. Jedes Jahr sterben fast 8.000 Frauen während oder direkt nach der Entbindung. In vielen anderen Entwicklungsländern sind Schwangerschaft und Geburt für die werdenden Mütter ähnlich riskant. Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben im Jahr 2013 weltweit etwa 289.000 Frauen an Komplikationen im Zusammenhang mit Schwangerschaft oder Entbindung. Eine Zahl, die nach Einschätzung von Experten drastisch reduziert werden könnte – durch Bereitstellung und Monitoring einer sicheren Wasserversorgung, die Einrichtung adäquater Sanitäranlagen und die Einhaltung hygienischer Standards. Auf diese Weise könnte das Infektionsrisiko bedeutend gesenkt und die medizinische Versorgung verbessert werden.

Ärzte haben keine Chance

Oft gebären gerade die Ärmsten im eigenen Zuhause, wo es an solchen grundlegenden Anforderungen fehlt und zudem kein Mediziner anwesend ist. Doch auch in vielen Krankenhäusern und Kliniken riskieren Frauen bei der Geburt ihr Leben: „Gesundheitsinstitutionen und Regierungen ermutigen schwangere Frauen für die Geburt ins Krankenhaus zu fahren, um ihre Überlebenschancen im Falle von Komplikationen zu verbessern. Aber wenn es dort dreckig ist, weigern sich die werdenden Mütter aus Angst vor Infektionen“, beschreibt Hauptautor Yael Velleman von Water Aid die Situation. Die Angst der Frauen ist offensichtlich berechtigt. So verfügen laut einem in Kürze erscheinenden WHO-Gutachten 38 Prozent der Gesundheitseinrichtungen in 54 einkommensschwachen Ländern weder über sauberes Wasser, noch über Toiletten. Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen haben unter diesen Bedingungen kaum eine Chance, ihre Patienten hygienisch zu versorgen, Betten und Instrumente rein zu halten.

Das Autorenteam um Velleman fordert deshalb, in Zukunft besonders diese Grundbausteine der Gesundheitsversorgung stärker in den Fokus zu rücken. Internationale Bestrebungen und Programme, die die Gesundheit von Müttern und Neugeborenen verbessern sollen, würden nämlich häufig übersehen, welch positive Entwicklung Investitionen in Wasserversorgung, sanitäre Einrichtungen und Hygiene (WASH) bewirken können. Mangelnde Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen und Programmen haben laut den Wissenschaftlern etwa Fortschritte im Kontext der Millennium Goals der Vereinten Nationen verhindert.

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Der Appell der Experten kommt deshalb zu einem gut gewählten Zeitpunkt. Die Vereinten Nationen verhandeln aktuell über neue Entwicklungsziele, die ab 2015 gelten sollen. „Wir hoffen, dass unter den diversen Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheit von Müttern und Neugeborenen die Bereitstellung solch grundlegender Versorgungsstrukturen zur Priorität gemacht wird“, schreiben sie.

Quelle:

© wissenschaft.de – Daniela Albat
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