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Gedächtnis unter Strom

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Gedächtnis unter Strom
Wer leichte Stromstöße auf den Schädel bekommt, kann sich besser an Gesehenes erinnern. Das haben US-Forscher jetzt in einem Test mit 36 Freiwilligen entdeckt, denen sie per an beiden Schläfen angebrachten Elektroden schwache Strompulse durch den Schädel in die Schläfenlappen des Gehirns sandten. Ergebnis des Experiments: Eine erhöhte Aktivität auf der rechten Seite bei gleichzeitig gehemmter linker Hälfte verbesserte den Erfolg der Versuchsteilnehmer bei einem Gedächtnisspiel um 110 Prozent. Damit habe man eine solche Steigerung bei gesunden Menschen erstmals mit einer nichtinvasiven Technik zeigen können, die ohne Operation oder andere Verletzungen des Körpers auskommt, schreiben die Wissenschaftler um Richard Chi von der Harvard Medical School in Boston.

Hirnforscher hatten in früheren Studien bereits gezeigt, dass die Lähmung des linken Schläfenlappens per Stromstoß die Leistung des visuellen Gedächtnisses steigert und die Wahrnehmung verbessert. Nun untersuchten die Neurologen um Chi, ob eine gleichzeitige Stimulation des rechten Schläfenlappens mit schwachem Strom ähnliche Auswirkungen hat. Zu Beginn eines jeden Versuchs zeigten die Forscher den 36 Probanden jeweils zwölf Projektionen. Darauf waren Formen zu sehen, die in Anzahl, Anordnung, Farbe und Größe variierten. Danach folgten fünf weitere Projektionen und die Teilnehmer sollten angeben, welche sie davon bereits gesehen hatten.

Für die anschließende Stimulationsphase nutzten die Wissenschaftler die sogenannte transkranielle Gleichstromstimulation. Bei dieser Technik fließt schwacher Strom durch den Schädelknochen und beeinflusst dadurch die Aktivität der dahinterliegenden Nervenzellen. Die Forscher erhöhten bei einer Gruppe die Aktivität auf der linken Seite des Gehirns und hemmten die rechte Seite ? bei einer weiteren Gruppe gingen sie umgekehrt vor. Die Stimulation dauerte 13 Minuten, und die Probanden mussten währenddessen den Gedächtnistest mehrere Male wiederholen.

Das Ergebnis war eindeutig: Die Versuchspersonen mit angekurbeltem rechtem Schläfenlappen verdoppelten ihre Punktzahl im Vergleich zum Test ohne Stimulation. Die Teilnehmer der anderen Gruppe hingegen konnten sich weder verbessern noch zeigten sie eine Verschlechterung. Chi und seine Kollegen gehen nun davon aus, dass die Hemmung des linken Schläfenlappens Fehler im visuellen Gedächtnis reduziert, indem unwichtige und verwirrende Zusammenhänge ausgeblendet werden. Kurz gesagt: Der unterstützte rechte Schläfenlappen kann sich besser aufs Wesentliche konzentrieren. Aus den Erkenntnissen ergeben sich für die Wissenschaftler bereits Zukunftspläne: „Vielleicht kann man eine Art ‚Denk-Kappe‘ zur Lernverbesserung entwickeln „, sagt Chi.

Richard Chi (Harvard Medical School, Boston, USA) et al.: Brain Research, doi:10.1016/j.brainres.2010.07.062 ddp/wissenschaft.de ? David Köndgen
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