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Gefährliche Raumluft

Schadstoffe in Innenräumen sind eine unterschätzte Gefahr

Gefährliche Raumluft
Raumluft
Auch wenn man es nicht sieht: Die Luft in Innenräumen ist oft belasteter als die Außenluft. (Foto: ah_fotobox / Fotolia)
90 Prozent unserer Zeit verbringen wir drinnen. Doch gerade dort sind wir mehr Schadstoffen und gesundheitsschädlichen Stäuben ausgesetzt als man denkt. Denn global gesehen sterben mehr Menschen an Folgen der Luftverschmutzung in Innenräumen als durch die schlechte Luft draußen.

Verkehrsabgase, Feinstaub und bodennahes Ozon in der Luft unserer Städte machen auf Dauer krank – das belegen inzwischen viele Studien. Was aber viele nicht wissen: Auch die Luft unserer Innenräume ist oft alles andere als gesundheitsfördernd. „Wenn wir an Luftverschmutzung denken, fallen uns als erstes Autoabgase oder der Rauch von Fabriken ein“, sagt Prashant Kumar von der University of Surrey. „Aber es gibt eine Vielzahl von Schadstoffquellen, die die Luftqualität in unseren Wohnungen und Büros beeinträchtigen.“

Unterschätzte Belastung

So dünsten beispielsweise Möbel, PVC-Beläge, Spanplatten oder Vinyltapeten giftige Chemikalien wie Weichmacher und Formaldehyde aus. Antihaft-Pfannen und Töpfe geben bei starker Hitze Benzol an die Raumluft ab und die Drucker im Büro erzeugen feine Tonerstäube, die unsere Lungen belasten können. Auch versteckter Schimmel kann für eine Belastung der Innenraumluft sorgen.

„Von Kochrückständen über Farben, Lacken und Pilzsporen – die Luft, die wir drinnen atmen, ist oft sogar stärker verschmutzt als die Luft draußen“, erklärt Kumar. Einer Schätzung aus dem Jahr 2012 zufolge trug die Luftverschmutzung innerhalb von Gebäuden weltweit zu mehr als 4,3 Millionen vorzeitigen Todesfällen bei, Schadstoffe in der Außenluft sind dagegen „nur“ für rund 3,7 Millionen Tote verantwortlich.

Mehr Messungen!

„Manchmal ist die Lösung für diese Probleme einfach das Öffnen des Fensters“, sagt Kumar. „Aber ohne das Wissen um die Belastung werden solche einfachen Maßnahmen oft nicht beachtet.“ Während die Luftgüte in den Straßen der Städte inzwischen routinemäßig von Messstationen überwacht werden, sind Messungen der Innenraumluft eher die Ausnahme als die Regel.

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Nach Ansicht der Forscher ist es daher dringend nötig, auch die Raumluft künftig besser zu überwachen. „Nur dann können wir besser verstehen, wann und wo die Belastung am höchsten ist und Lösungen entwickeln, um das zu ändern“, so Kumar. Er und seine Kollegen testen bereits kleine, billige Sensoren, die in den Räumen verteilt werden könne und in Echtzeit Auskunft darüber geben, wie hoch die Luftbelastung gerade ist.

Schadstoffe kommen auch von außen

Wie die Forscher herausfanden, spielt neben den Schadstoffquellen im Innenraum auch die Lage der Wohnung oder des Büros eine entscheidende Rolle dafür, wie belastet die Raumluft ist. Besonders hoch ist demnach die Belastung, wenn beispielsweise eine städtische Straßenkreuzung auf allen Seiten von dichter Bebauung umgeben ist. Messungen zeigten, dass dann selbst bei wenig Verkehr die Luftbelastung kaum absinkt.

Und das hat auch für die Wohnungen und Büros an diesen Kreuzungen Folgen: Im Erdgeschoss und in den unteren Etagen solcher Gebäude registrierten die Forscher doppelt so viele Schadstoff-Partikel in der Raumluft wie in Gebäuden, die an offeneren Kreuzungen standen. Nach Ansicht der Wissenschaftler müssen solche Erkenntnisse stärker in die Stadtplanung einfließen. „Wir sollten überlegen, ob wir wirklich Schulen, Büros oder Krankenhäuser ausgerechnet in diesen Umgebungen bauen wollen“, so Kumar.

Quelle: University of Surrey, Fachartikel: Science of the Total Environment, doi: 10.1016/j.scitotenv.2016.04.032

© natur.de – Nadja Podbregar
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