Diese Theorien kommen jedoch nur dann als Erklärung infrage, wenn die Beutetiere und die Fressfeinde der Spinnen die Muster überhaupt wahrnehmen können ? eine Voraussetzung, die bislang ebenfalls nicht nachgewiesen wurde. Um diesen Faktor zu überprüfen, bestimmten Bruce und seine Kollegen den Kontrast zwischen den Verzierungen verschiedener Spinnenarten und der umgebenden Pflanzenwelt bei verschiedenen Wellenlängenkombinationen. Ihr Fazit: Sowohl ein Vogelauge als auch ein Bienenauge kann die zusätzlichen Seidenfäden problemlos vor dem Hintergrund der Pflanzen wahrnehmen.
Möglicherweise reagieren verschiedene Tiere unterschiedlich auf die auffälligen Muster, spekulieren die Forscher: Einige Insekten könnten beispielsweise durch die farblichen Kontraste angelockt werden, während andere dadurch eher vor einer Gefahr gewarnt werden. Für Vögel, die sich von Spinnen ernähren, signalisieren die Verzierungen dagegen den Standort einer potenziellen Beute, während sie die meisten anderen Vögeln eher davor warnen, durch das Netz zu fliegen. Ob jedoch die Lockwirkung oder die Gefährdung überwiegen, können die Wissenschaftler noch nicht sagen.
Matthew Bruce (Macquarie-Universität, Sydney) et al.: Proceedings of the Royal Society: Biology Letters, DOI: 10.1098/rsbl.2005.0307