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Geheimnisvolle Klänge in eisigem Wasser

Ins Südpolarmeer gehorcht

Geheimnisvolle Klänge in eisigem Wasser
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Bild: Die bis zu 400 Kilogramm schweren Seeleoparden "singen"  im "Unterwasser-Chor" der Antarktis. (Foto: Sigrid Schiel, AWI)
Drei Jahre lang haben sie mittels Unterwasser-Mikrofonen aufmerksam zugehört – nun berichten deutsche Wissenschaftler, wer und was sich im geheimnisvollen Südpolarmeer lautstark bemerkbar macht.

Gigantische Blauwale, Seeleoparden, Zwergwale… Von wem die teils gespenstisch wirkenden Unterwasserlaute stammen, können die Forscher vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) genau zuordnen. Auf diese Weise hat ihr großer „Lauschangriff“ auf den südlichen Ozean nun viele neue Informationen zum Verhalten und Vorkommen der antarktischen Meeressäuger geliefert. Daneben gewannen sie auch Erkenntnisse zur natürlichen Schallkulisse in dieser speziellen Meeresregion der Erde.

Wasser trägt Schall besser als Luft – in den Ozeanen der Welt ist es deshalb nie völlig still. Vor allem Wind und Wellen sorgen für ein kontinuierliches Hintergrundgeräusch. Auch menschliche Aktivitäten, wie zum Beispiel die Schifffahrt, tragen heute immer mehr zur Geräuschkulisse unter Wasser bei und beeinträchtigen dadurch geräuschempfindliche Wasserlebewesen wie Wale und Co. Doch rund um die Antarktis bleiben sie vom Unterwasserlärm bisher noch weitgehend verschont.

Laute verschmelzen zu einem Hintergrundchor

Deshalb gibt es weltweit keinen zweiten Ozean, der sich so gut für eine akustische Studie über Meeressäuger und die natürliche Geräuschkulisse unter Wasser eignet wie das Südpolarmeer, sagen die Wissenschaftler. Für ihre Aufzeichnungen im atlantischen Teil dieses Meeres nutzten sie akustische Rekorder, die sie 217 beziehungsweise 260 Meter tief im Wasser verankerten.

Vor allem die Laute von Seeleoparden ( Soundbeispiel), Antarktischen Blauwalen, Finnwalen und Südlichen Zwergwalen haben die Forscher erfasst. Die Töne der teils zahlreichen Tiere verschmelzen dabei zu einer Art monotonem Hintergrundchor, der sich aber anhand der typischen Tonspuren aufschlüsseln und den Arten zuordnen lässt. Es zeigt sich: Die Tierlaute variieren zeitlich und lokal in der Zusammensetzung. Darin spiegeln sich wiederum Informationen zum Verhalten und Vorkommen der Tiere wider.

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Verhalten und Bestands-Fluktuationen werden „hörbar“

Die Tonspur des Südlichen Zwergwals etwa folgt in den Wintermonaten von April bis Juli einem 24-Stunden-Rhythmus, berichten die Forscher. Die Messungen ergaben, dass Zwergwale nachts mehr zur Geräuschkulisse beitragen als tagsüber. Das könnte mit ihrer Hauptbeute Krill zusammenhängen, die in einem identischen Tag-Nacht-Rhythmus vertikal wandert. Zudem haben die Wissenschaftler Daten zum jahreszeitlichen Wander-Zyklus der Tiere gesammelt. So trugen Blauwale das ganze Jahr zur Geräuschkulisse bei, Finnwale und Südliche Zwergwale jedoch nur für ein paar Monate.

Die Meeresbiologen und Physiker konnten außerdem herausfinden, wie groß der Einfluss des Meereises auf die Geräuschkulisse im Südpolarmeer ist. Es legt sich demnach in den Wintermonaten wie ein schallisolierender Teppich über den Ozean: „In der Antarktis wird es unter der Eisdecke beeindruckend leise. Dann prägen nicht mehr hauptsächlich physikalische Phänomene wie Stürme und Wellen die Schallkulisse, sondern die Tierwelt“, berichtet Sebastian Menze. Die Forscher hoffen, dass ihre Daten nun zu weiteren Erkenntnissen führen und letztlich den geheimnisvollen Wesen der eisigen Gewässer zugute kommen.

Quelle: AWI

© natur.de – Martin Vieweg
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Ton|ge|schlecht  〈n. 12; Mus.〉 jede der beiden Gattungen der Tonarten, Dur bzw. Moll

Gra|vi|ta|ti|on  〈[–vi–] f. 20; unz.〉 Eigenschaft von Massen, sich gegenseitig anzuziehen, z. B. die Erdanziehung; Sy Massenanziehung; … mehr

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